Freitag, 17. April 2009

Der selbstregulierende Markt

Regelmässig kamen die Menschen am Marktplatz zusammen, um dort ihre Waren anzubieten bzw. einzukaufen, was sie brauchten. Auch Geredet wurde viel, was so passiert war, was fehlte, usw.

Die findigen Unternehmer hörten daraus, was sie beim nächsten Markttag möglicherweise mit Erfolg verkaufen konnten. Das war natürlich nur Spekulation, aber ein Unternehmer der über denbestehenden Erfolg hinaus kommen will, muss ein Risiko eingehen. Besonders dann, wenn der bestehende Erfolg für ihn nicht ausreichend ist. Die guten Spekulanten kamen so in einen besonderen Ruf, weil sie immer die neuesten, begehrtesten Sachen anzubieten hatten; und gelegentlich kam es auch vor dass die Kunden Sachen kauften, die sie garnicht brauchten, von denen sie aber meinten dass sie jetzt modisch seien. Aber das ist eine eigene Geschichte.

Was den Marktteilnehmern verborgen blieb, war, dass manche Spekulanten begannen, das Netzwerk aus Anbietern, Käufern, Spekulation und Preisbildung für ihre Zwecke auszunutzen. Sie kauften bestimmte, vorzugsweise haltbare Waren, um den Preis für diese Waren in die Höhe zu treiben. Und dann, wenn die Nachfrage größer und das Angebot knapper wurde, wenn die Kunden Angst bekamen dass es einen Produktionsmangel geben könnte und deshalb begannen Vorräte anzulegen, dann begannen sie selber, aus ihrem Bestand zu verkaufen. Und sie machten grosse Gewinne dabei.

In der nächsten Saison mussten diese Übeltäter allerdings feststellen dass die Anbieter ihre Produktion ausgeweitet hatten, so dass sie auf Teilen ihres Lagerbestandes sitzen blieben und keinen Gewinn mehr machen konnten. Also verkauften sie ihre Lager leer, unterboten dabei notfalls die Preise der Produzenten, sodass diese Verluste machten. Um sich dann einer anderen Art von Ware zuzuwenden.

Die Menschen begannen einander zu misstrauen. Hatten die Produzenten ein Kartell gebildet, um die Konsumenten zu erpressen? War der Markt als Organisationsform den Anforderungen nicht mehr gewachsen? Würde es notwendig, alle Menschen minutiös zu überwachen, um den Fehler finden zu können? Diskussionen wurden geführt, Argumente kamen auf den Tisch und wurden mit Belegen abgesichert. Aber das Ergebnis passte nicht. Als ob jemand Waren aus dem Markt genommen und dann wieder hineingeschwindelt hätte um alle an der Nase herumzuführen, so erschien es.

Und so begann der Verdacht auf die fahrenden Händler zu fallen, die kamen und gingen, man kannte sie nicht so genau, und sie nahmen natürlich auch nicht an diesen Diskussionen teil. Also wurde entschieden, Spione auszusenden, um manche dieser Händler zu verfolgen. Und siehe da, man entdeckte deren Lager und deren übles Spiel, das sie auch auf anderen Marktplätzen trieben.

Die Marktteilnehmer sammelten Beweise, dokumentierten den schädlichen Einfluss auf die Gemeinschaft, und erhoben Anklage gegen die Übeltäter. Diese verteidigten sich vor Gericht, dass sie doch nichts illegales getan hatten. Alle Handel waren bezahlt worden, nichts wurde gestohlen, niemand bestochen. Der Richter stand vor einem Dilemma. Einerseits war klar, dass derartiges Verhalten in Zukunft verhindert und also unter Strafe gestellt werden musste. Andererseits war es unmöglich, den Angeklagten gemäß bestehenden Gesetzen zu verurteilen.

Aber als er die Lage überschlafen hatte, wurde ihm klar dass er nicht nur dem Gesetz sondern vor allem der Gerechtigkeit verpflichtet war. Und die sprach eindeutig gegen die Angeklagten. Also erteilte er ein dem entsprechendes Urteil, dokumentierte dieses, und im Weiteren wurde auf Basis dieses und folgender Urteile ein entsprechendes Gesetz erlassen.

Womit sich der Markt wieder einmal ganz von selbst geregelt hatte.

Webtipp: Jens Christian Heuer - Die Entdeckung der Unsichtbaren Hand

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