Dienstag, 30. Juni 2009

Der gesenkte Blick

Einst strebten die Menschen nach dem höchsten Ziel, Gott nannten sie es, das Versprechen war paradiesisch, Friede Gesundheit, Gemeinschaft aller Menschen, ewiges Leben. Der Weg war leicht, man kam in der Kirche zusammen lobte Gott, betete um seine Hife, gab ein bisschen Almosen für die Armen, und schon war man ein guter, ehrenwerter Mensch.

Doch als die Zeiten schlechter wurden, stolperten sie.

Gott half ihnen nicht dabei, die Landwirtschaft zu verbessern, und so mussten viele hungern. In der Kirche zu beten half ihnen nicht dabei, ansteckende Krankheiten zu bekämpfen, und so mussten viele sterben. Ihre heiligen Bücher halfen ihnen nicht dabei, sich über die aktuelle Lage zu verständigen und so kam es zu vielen Kriegen in der erhofften Gemeinschaft.

Die Menschen senkten den Blick, statt zum Himmel blickten sie zur Erde.

Dort sahen sie viele Mängel, in der Landwirtschaft, in der Politik, in der Kommunikation, in allen Dingen des täglichen Lebens. Sie begannen dort etwas zu verbessern, und konnten daraus grosse Vorteile für ihr Leben gewinnen. Sie hofften nicht mehr auf das Jenseits sondern achteten darauf was sie jetzt für sich tun konnten. Sie begannen materiellen Wohlstand anzuhäufen. Sie begannen sich für die Natur zu interessieren, für den Lauf des Lebens, und dort fanden sie die Vielfalt der Arten, die Anpassung an Umwelten, die Konkurrenz um Nahrung und Fortpflanzung.

Ziele sahen sie keine mehr, und sie wollten auch keine wahrhaben.

Tipp: Joachim Paul - Von Pilzen, Menschen, Dinos und Bakterien, oder: Was ist das Ziel der Evolution?

Samstag, 27. Juni 2009

Der unbewegte Beweger

Er war ein cooler Typ, wie man heutzutage sagen würde. Selbst dann, wennn andere sich aufregten und emotional mit- oder gegeneinander redeten, blieb er scheinbar gelassen, behielt den Überblick und sprach sachlich. So wurde er zu einer gefragten Person, wenn es darum ging sich Entscheidungen und Tatsachen zu merken, oder auch, wenn Streitigkeiten geschlichtet werden sollten. Besonders mächtig wirkte er aber, wenn er Kommandos austeilte, seinen Gehilfen sagte was sie zu tun hatten. Diese Gehilfen orientierten sich dann nur noch an seinem Wort, er war ihr König und Herr.

Andere schätzten das sehr, und so mancher wollte wohl auch so werden wie er. So begann langsam ein Kult um den unbewegten Beweger, wie sie ihn nannten. Sie lobten seine Fähigkeiten, übten sich in Ruhe und imitierten seine Worte. Nicht dass es vielen gelungen wäre, durch Imitation der Worte auch zu verstehen worum es eigentlich ging, aber im Laufe der Zeit wurde die Sachlichkeit immer wichtiger und die Herrschaft immer bedeutender, Menschen begannen vermehrt zu Schreiben und zu Lesen, das lies sie ruhig bleiben trotz der Übertragung der Worte. Und so verbreitete sich diese Fertigkeit immer mehr.

Das ging so weit, dass in gewissen Gesellschaftsschichten die Unsachliche Art der Umgangs miteinander nicht mehr toleriert wurde, sondern streng auf die Entwicklung sachlicher Diskussion, Beschreibung von Erkenntnissen, und Entscheidungsfindung Wert gelegt wurde. Dies führte ironischer Weise dazu, dass ausgerechnet diese Menschen, wenn sie in alten Texten lasen, nicht mehr verstehen konnten was es denn mit dem unbewegten Beweger auf sich hatte, der dort dermassen mächtig beschrieben worden war, als Lenker der Welt und als jemand den man anbetete. Anbeten, was hätte denn das auch sein sollen?

Tipp: Rupert Röder - Das unbewegt Bewegende - Notizen zur Exklusion
des Subjekts aus der Welt

Freitag, 26. Juni 2009

Der Gotteswahn

Einst lebten die Menschen in überschaubaren Gruppen, Grossfamilien, und die jeweils Ältesten unter ihnen, jene die nicht mehr Pläne für die Jagd schmiedeten oder mit den Kindern beschäftigt waren, hatten den Überblick über die Gemeinschaft und waren Ansprechpersonen bei Konfliktfällen und wenn es um die Weitergabe des alten Wissens über das Leben und die Rituale ging.

Als aber die Menschen mehr wurden, Gruppen enger zusammen lebten und sich auch vermischten, funktionierte diese Organisation nicht mehr so gut. Es gab immer wieder Streitigkeiten zwischen den Gruppen, und die jeweils Ältesten konnten sich nicht immer einigen, hatte doch keiner den Überblick über alle Gruppen und Stämme.

Und so erfanden einige Stämme, die schon länger so mehr oder weniger friedlich zusammen gelebt hatten, einen künstlichen Ältesten. Gott nannten sie ihn, und sie beschrieben ihn so wie sie sich einen Ältesten erwarteten. Einen, der alles überblickt, der das Werden der Welt im Ganzen versteht und ob seiner Erfahrung gut erkennen kann was die Menschen bewegt auch ohne dann im Einzelfall direkt dabei gewesen zu sein, und einen der nicht selber im Trubel des Alltags verfangen ist. Sie verwendeten Gott als gemeinsame Referenz, zu der sich alle bekannten und die im Streitfall zumindest einen gemeinsamen Ansatzpunkt gab.

Weil es aber mit zunehmender Zahl der Menschen trotzdem schwer war, sich immer nur auf Gott zu berufen, begannen die Richter auch Gesetze zu verwenden um ihre Entscheidungen einheitlich treffen und auch diskutieren zu können. Es war ihnen aber immer wichtig, dass sie von Gott kamen, also mit Überblick über die Lage, mit Gerechtigkeitssinn und keiner der Streitenden besonders zugetan.

Irgendwann, die Menschen waren notwendiger Weise zur Verwendung von Beweismitteln und wissenschaftlichem Denken über gegangen, kam ihnen die alte Vorstellung von Gott seltsam unglaubwürdig vor. Denn es war nicht wissenschaftlich denkbar dass so etwas existierte, ein alles sehendes und alles bestimmendes Wesen, das die Menschen lenkte. Vor allem an letzterem störten sie sich sehr, war ihre Gesellschaft doch eine der Meinungsfreiheit und der demokratischen Beteiligung, da durfte es niemand geben der den Menschen heimlich etwas in's Ohr flüsterte.

Lesetipp: Stern.de - Richard Dawkins' Der Gotteswahn

Mittwoch, 24. Juni 2009

Ausser Kontrolle geraten

In den letzten Wochen schon war Hermann immer schnell mit dem Auto unterwegs gewesen. Er wollte die Grenzen testen. Er hatte schon gelernt dass es einen Punkt gab an dem das Auto nicht mehr direkt auf die Lenkung reagierte sondern sich seine Eigendynamik bemerkbar machte. So zeigte sich dass nicht er das Auto steuerte sondern dass es ein eigenes Ding war, und er nur an dessen Lenkrad drehte.

Er hatte bei solchen Fahrten mitunter Fantasien von Unfällen, wie er von der Strasse abkommen würde, das Auto in den Garten eines Hauses stürzen würde, und er sich dann mit dem Hausbesitzer wegen der angerichteten Schäden streiten und schlagen würde. Selbstverständlich würde er dabei gewinnen.

Bei einer der Fahrten kam Hermann an einer Engstelle ein Auto entgegnen. Er reagierte sofort, wich aus, kam dabei knapp an den Rand der Böschung, streifte einen Telefonmast, blieb dann am Fahrbahnrand stehen. Er war glücklich. Im Rückspiegel sah er, dass der andere Fahrer stehen geblieben und ausgestiegen war, er stieg also auch aus.

Der andere Fahrer, ein Bekannter aus der Gegend, war offensichtlich nicht so glücklich. Er schimpfte etwas von wegen, dass Hermann viel zu schnell unterwegs gewesen sei, mindestens 60, dass er in den Abgrund gestürtzt wäre wenn da nicht der Telefonmast gewesen wäre, und dass er sich so etwas von ihm nie erwartet hätte.

Da wurde Hermann zum ersten Mal klar wie Menschen auch fürsorglich klingende Worte falsch einsetzen konnten, denn 60 war er zwar vllt. gefahren, aber die Autospur zeigte dass er auch ohne den Mast nicht in den Abgrund - es ging an der Engstelle etwa 10 Meter steil hinab zu einem Bach - gefahren wäre, nur hatte der sich das garnicht angesehen. Und wenn er falsche Erwartungen an Hermann gehabt hatte und Hermann jetzt die Schuld an deren Enttäuschung gab, ja meinte der denn alle anderen seien verpflichtet seine Täuschungen aufrecht zu halten?

Musiktipp: AC/DC - Highway to Hell

Dienstag, 23. Juni 2009

Spirituelle Impulse

Jesus war in die Stadt gekommen, als zufällig auch ein hoher religiöser Anführer zu den Menschen sprach.

Die Stimmung war andächtig und für ihn anregend. Ein Bild des Universums entstand vor seinem inneren Auge.

Der Anführer sprach, mit etwas krächzender Stimme und in für ihn gänzlich unverständlichen Sätzen. Schade.

So wendete sich Jesus nach einer Weile wieder ab und ging in ein Kaffeehaus, um auch die dortige anregende Stimmung zu geniessen.

Musiktipp: YouTube - Chaiyya Chaiyya Bollywood Joint

Montag, 22. Juni 2009

Der Herr über Gut und Böse

Der Herr war der Anführer, seine Gefolgschaft richtete sich nach ihm. Wenn jemand etwas tat das ihm gefiel, dann nannte er diesen Gut. Tat jemand etwas, das ihm missfiel, nannte er ihn Böse. Der Herr bestimmte die Rangordnung, Gutpunkte waren der Lohn, Böspunkte die Strafe des Herrn.

Je besser die Situation war, desto mehr Gutpunkte konnte er verteilen, und desto mehr Gefolgschaft konnte er um sich scharen. Aber wenn die Situation schlecht wurde, verteilte er mehr Böspunkte, und wenn sie zu viele waren wurden jene aus der Gefolgschaft vertrieben, die am meissten Böse genannt waren.

Der Liebling des Herrn, sein bester Diener, er war ganz gut. Angepasst an die Wünsche des Herrn, befriedigte er ihn am meissten. Weil aber der Herr am allerwenigsten wollte dass einer neben ihm sich auch herrisch verhielt, war ihm der am besten der sich völlig unterordnete. Das ging so weit dass er die Äusserungen seines Herrn aufzeichnete und sich regelmässig wiederholte, um ihn besser zu kennen.

Als aber der Herr starb, und die Frage nach dem Nachfolger war, da nahm sein Liebling die Nachfolge an sich. Weil er aber selber so gar kein Anführer war, führte er den Weg seines Herrn fort. Im Namen des Herrn gab er alle Anweisungen, und aus seinem Buch las er sie. Und weil der alte Herr seine Sache gut gemacht hatte, war sein Nachfolger mit dem Buch auch so erfolgreich.

Bis sich die Umstände änderten, da wurde der Herr plötzlich blind für die Umstände.

Tipp: Rage Against the Machine - Killing in the Name

Das verlorene Paradies

Einst lebten die Menschen unbeschwert zusammen. Nicht dass sie keine Probleme gehabt hätten, ihr Leben war hart, sie mussten oft hungern und frieren. Aber innerhalb ihrer Gemeinde war alles friedlich, sie konnten miteinander unbefangen umgehen, obwohl sie natürlich noch garnicht wussten was das ist, da sie nichts anderes kannten.

Doch irgendwann geschah es, dass innerhalb der Gruppe Streitigkeiten ausbrachen. Es war um Essen gegangen, die Stärkeren wollten nicht mehr mit den anderen teilen und so auch ihr Leben auf's Spiel setzen. Sie setzten sich ab und konnten so ihre Situation verbessern. Aber nicht lange, denn der Streit der Stärkeren gegen die Schwächeren dauerte fortwährend an, auch wenn sie sich nochmal trennten.

So erkannten sie ihren Fehler, versöhnten sich wieder, und erzählten sich diese Geschichte, auf dass sie nicht mehr wiederholt werden würde. Aber es kam zu einem neuen Streit, nämlich als jüngere, welche die Geschichte nicht selbst erlebt hatten, nicht mehr glauben wollten was man sich erzählte. Sie hielten das nur für einen Trick mit dem sich die Älteren einen Vorteil erheischen wollten.

Und so wiederholten sie die Geschichte von Neuem. Als sie aber merkten dass doch etwas wahres drann war, kehrten wieder zurück und versöhnten sich. Und weil sie sich klar waren dass es unmöglich sei auf diese Weise die Geschichte zu verändern, entschlossen sie sich, die Sache anders anzugehen und die Jungen, mit den wichtigsten Geschichten ausgestattet, selbst auf Erfahrungstour zu schicken, auf dass sie erleben konnten was ihre Vorfahren erlebt hatten und wissen konnten was ihre Geschichten zu bedeuten hatten.

Musikipp: Tiziano Ferro - Stop! Dimentica

Sonntag, 21. Juni 2009

Erste Begegnung

Sie fiel ihm sofort in's Auge. Reizvoll gekleidet, lange Haare, jung, schlank, hübsches Gesicht.

Er sah sie an, sie sah ihn an, dann sah sie zu Boden. Er folgte ihrem Blick und sah ihren Körper.

Maßvoll ließ er seine Augen nach unten und dann wieder nach oben gleiten. Dort trafen sich ihre Blicke wieder.

Er strahlte. Sie lächelte. Er grüsste. Sie grüsste zurück. Auch ihre Stimme gefiel ihm.

Ein Anfang war gemacht.


Webtipp: Pick Up Guide - Field Report

Samstag, 20. Juni 2009

Die Gemeinschaft der Fremden

Sehr gross war sie geworden, die Gemeinschaft der Menschen. Und sehr ordentlich. Man war stolz darauf, die alten Kriege und Konflikte bereinigt zu haben, so dass nun alles reibungslos ablaufen konnte.

Das war auch notwendig, denn in der hoch spezialisierten Gemeinschaft hatte jeder mit vielen anderen zu tun, als Dienstleister oder als Kunde, und das war nur möglich weil alle wussten was sie zu erwarten hatten, nur so konnte alles funktionieren. Und um die Ordnung aufrecht zu halten wurde, wer auch immer Fehler verursacht hatte, bestraft.

Und so kam es, dass die Menschen zwar wussten wie sie sich wo zu benehmen hatten, damit alles reibungsfrei funktionierte. Aber sie kannten nur noch die Routine, die Rituale, sie hatten vergessen was sie bedeuteten, wozu es eigentlich gut war, sich zu grüssen oder zu verabschieden.

Fremd waren sie sich geworden, und sie merkten es garnicht. Nur in den seltenen Situationen, wo zwei in eine neuartige oder unbekannte Situation gerieten, fiel es auf dass sie planlos waren. Aber dafür war vorgesorgt, es gab die Berater, von überall mobil erreichbar, von denen man sich mit den notwendigen Instruktionen versorgen lassen konnte damit man weiterhin dem Protokoll folgen konnte.

Musiktipp: Clawfinger - Catch Me

Freitag, 19. Juni 2009

Lieder statt Gesetze

Ernst war ein guter Schüler gewesen. Sprache, Mathematik, Technik, Informatik, alles fiel ihm leicht und so kam er auf die Universität um zu studieren, und dort begann er dann auch zu arbeiten, als Entwickler und Forscher.

Eines Tages, er hatte wieder einen Tag vor dem Computer verbracht, Software zur Modelltransformation zu entwickeln und zu testen, da bemerkte er dass andere, denen er erklären wollte was da vor sich ging, nur auf die Worte und Ausdrücke achteten - während er sehen konnte, was sie bedeuteten, welche Informationsveränderungen damit ausgedrückt wurden.

Erst meinte er, die seien eben nicht so eingearbeitet in die Materie wie er, und das war natürlich so. Dann aber erschrak er. Nur Worte! Sein ganzes Leben lang hatte er sich nur mit Worten beschäftigt. Andere Menschen beschäftigten sich mit vielen Dingen, mit Menschen und Beziehungen, aber er verstand nur Worte und Regeln!

Entsetzt über sich selber wendete er sich von seinem Beruf ab, lies alles hinter sich und ging in die entgegengesetzte Richtung, auf der Suche nach dem Leben, der Musik, den Menschen und den Gefühlen. Vielen verschiedene Menschen wollte er begegnen, viele Erfahrungen bekommen. Und die erste Erfahrung die er machte war, dass er ein Fremder war, unerfahren wie ein Kind, aber wissend wie ein Erwachsener. Und so konnte er sich bei seiner eigenen Entwicklung beobachten.

Musiktipp: India.Arie - Ready for Love

Donnerstag, 18. Juni 2009

Exodus

Die Pfeiler und Träger knirschen von dem Beben. Betonbrocken stürzen herab, der ganze Gebäudekomplex drohte einzustürzen. Gerhard und seine Freunde wussten, sie mussten hier heraus.

Durch die leeren Gänge und über Schutthaufen flüchteten sie, immer in Gefahr dass eines der herabstürzenden Trümmer sie treffen konnte, und immer darauf bedacht dass sie sich nicht verloren.

Der rettende Ausgang führte über eine alte Holzbrücke zur anderen Seite, wo sie erst im Häuschen eines alten Freundes Zuflucht fanden, um von dort weiter in eine neue, unverbaute Welt zu ziehen.

Musiktipp: Sabrina Setlur - Freisein

Mittwoch, 17. Juni 2009

Der Rest

Die Erfolgsgesellschaft strebte nach immer hoheren Erfolgen. Jeder Tag der keine neuen Rekorde brachte war ein verlorener Tag. Die volle Leistung war gefragt, die Menschen gaben 110 % um überhaupt noch mithalten zu können.

Nicht alle konnten das. Manche wurden krank, man brachte sie in Krankenhäuser. Die meissten wurden alt, man brachte sie in Pflegeheime. Manche waren gescheitert und hatten aufgegeben, man wollte sie nicht sehen.

Alle Augen blickten auf die Erfolgreichen, Jungen, Schönen. Schneller, höher, weiter war das Motto. Hürden wurden aus dem Weg geräumt, Schäden repariert, die Effizienz gesteigert. Und alles andere vergessen.

Irgendwann kam man aber an einen Punkt, an dem die Leistung abfiel. Erst langsam und unbemerkt, schamhaft wurden Ergebnisse besser dargestellt als sie waren, niemand wollte und konnte es sich leisten ein Verlierer zu sein.

Dann kam die Krise. Man wollte mehr, es ging nicht mehr. Die Angst vor dem Absturz in's Nichts brach aus, niemand konnte sich vorstellen wie es wäre wenn es nicht mehr aufwärts ginge. Aber die Chance lag darin das Verlieren zu lernen.

Tipp: Welt der Physik - Dunkle Materie und Dunkle Energie

Dienstag, 16. Juni 2009

Delta-Man rettet den Perfektionisten

Der Perfektionist war ein extremer Mensch in seinem Tun. Entweder er machte etwas perfekt oder er machte es garnicht. Wie Schwarz und Weiss. In seinem Spezialgebiet war er absolut spitze, aber es gab viele Dinge die er sonst noch hätte tun könnne, aber nicht anfing, weil er sie nur schlecht konnte. Und das konnte er nicht ertragen.

Es hätte ja jemand etwas sagen können.

Er wäre ein Looser gewesen, und das konnte er nicht riskieren, so von der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Also blieb er bei dem was er konnte, und perfektionierte es noch weiter. Bis dorthin, wo er Dinge machen konnte die keiner ausser ihm mehr verstand. Eine Sackgasse. Es gab nichts mehr weiter was er sinnvoll hätte tun können.

Er verzweifelte, gab den anderen die Schuld.

Da kam Delta-Man, der neue Superheld, zur Rettung. Er weihte ihn ein in die Geheimnisse der Wertschöpfung. Nicht im perfekten Ergebnis lag der Wert aller Taten und Werke, sondern in deren Veränderung der Welt. Er weihte ihn auch ein in das Geheimnis des Nullpunktes. Das Wichtigste war nicht, ob etwas perfekt geworden war sondern wie es geworden war. Und er weihte ihn ein in das Geheimnis der Relativität. Was für den einen perfekt und fehlerfrei war, in dem fand der andere allerlei Mängel.

Weil jeder andere Ansichten, Ansprüche und Bedarfe haben kann.

So lehrte er den Perfektionisten, darauf zu achten was er tat, jedem Schritt als Beitrag und also von Wert zu betrachten. Auch Anfänge waren schon von Wert - und eigentlich sogar das Wertvollste überhaupt. Und mit dem so gewonnenen Selbstvertrauen konnte der Perfektionist auch gelassen mit weiteren Forderungen umgeken, da er den Wert dessen was war kannte und gegenüber dem was noch fehlte abwägen konnte. Er konnte verhaldeln statt nur zu flüchten.

Und so wurde der Perfektionist zur Exzellenz.

Lesetipp: Wikipedia - Kaizen

Montag, 15. Juni 2009

Der eigene Beitrag

Thomas, alt war er geworden, und er blickte auf sein Leben zurück. Vieles hatte er errungen, an so manchem war er auch gescheitert. Und bald würde alles vorbei sein, er würde nicht mehr auf dieser Welt sein...

Er erschrak. Würde es jemandem auffallen? Oder würden sich etwa nur seine Gegner heimlich freuen über sein Verschwinden. Wer honorierte in dieser anonym gewordenen Zeit der Einzelkämpfer denn noch die Leistung des anderen Einzelnen? War nicht alles war er getan hatte hinter Verpackungsmaterial verschwunden?

Thomas begann am Sinn seines Lebens zu zweifeln. So lange hatte er unermüdlich gewerkt, um Geld anzuhäufen, um Kontakte zu knüpfen, um Anerkennung zu erringen - und jetzt soll sich herausstellen dass alles für nichts war?

Zynisch begann er über die Taten der Leute zu sprechen. Da liefen alle diese Räder im System, gelockt vom Futter und getrieben von, ja, von was eigentlich? Wieso läuft ein Hamster im Hamsterrad? Nur damit er nicht zu viel Fett ansetzt und darüber unglücklich wird?

Wie er so nachdachte, über sein Leben, das Werden der Welt überhaupt, da fiel ihm ein, dass doch alles im grossen und ganzen gesehen mehr, besser, geworden war. Zwar nicht mit jedem Schritt und auch nicht Vorhersehbar, aber irgendwie doch. Und es waren viele Einzelne, welche durch ihren Beitrag erst das Ganze hatten entstehen lassen, in dem er auch so lange gelebt hatte.

Und so konnte er doch seinen eigenen Beitrag noch immer nicht genau angeben, jedenfalls nicht das, was nach seinem Tod übrig bleiben würde. Aber es war ihm klar geworden, dass es nicht anders möglich war als dass jeder Einzelne tat was er konnte, und alles weitere würde sich fügen.

Tipp: hpd - Evolution: zwischen Zufall und Notwendigkeit

Sonntag, 14. Juni 2009

Eine Menge geglückter Interaktionen

Ein toller Tag. Die Sonne schien, kleine Wölkchen kühlten, die Menschen auf der Strasse genossen den Frühling. Und er war auch dabei, schlenderte durch die Fußgängerzone. An sochen Tagen war sonnnenklar, dass sich das Leben lohnte.

Da hörte er eine Stimme, es sprach ihn jemand an. "Haben Sie einen Euro?". Eine Bettlerin. "Wofür?". Seine Frage fiel etwas scharf im Ton aus, aber er hatte schon zu viel erlebt, zu viele dreiste Menschen die entweder keine Not hatten oder die ihre Forderungen höher zu schrauben begannen wenn man zeigte dass man bereit war etwas herzugeben.

"Zum Essen", sagte sie. Ihre Haare waren zerzaust und zu schütter für eine junge Frau wie sie, ihre Kleidung war etwas schlampig, aber das hatte heutzutage nichts mehr zu bedeuten. Sie schien glaubwürdig. "Oh", sagte er, nur wenige konnten ihre Not so direkt ausdrücken. "Es hat mir jemand einen Kaugummi gegeben, aber das ist auch nichts richtiges zum Essen", sagte sie. "Nein." Er fand in seiner Geldtasche zwei Euro und gab sie ihr. "Bitte." sagte er, drehte sich um und ging weiter.

Sie sagte "Danke", er hörte es noch, und als er sich umdrehte sah er ihre Augen. Sie strahlten sanft, und ein Glücksgefühl durchströmte ihn. Am weiteren Weg sah er all die anderen Menschen. Die meissten sahen sich nicht an, kaum Augen die auch so strahlten. Eine andere Welt. Meisstens ist man doch allein unterwegs in der Stadt, sogar bei Schönwetter.

Als er dann in das Kaufhaus ging, um sich jene Farben zum Schmuck seines Zimmers zu kaufen, dachte er wieder an die Betterlin und kurz überkam ihn ein schlechtes Gewissen. Er würde vermutlich viel mehr Geld für diesen Luxus ausgeben als sie für ihr Essen heute zusammen bekommen würde. Andererseits, mit solchen Gedanken macht man sich nur selber fertig. Ausserdem, mit so kleinen Gaben entstanden keine Schuldgefühle bei ihr und keine Forderungen bei ihm, und für die Fehler des Systems war er ja auch nicht alleine verantwortlich.

Bei all den Regeln und Werten, dem Streben nach grossen Zielen und den Hilfseinrichtungen für die Gescheiterten, bei all den Zusammenhängen und Zufällen der Weltgeschichte, irgendwo ist ein geglücktes Leben doch nichts anderes als eine Menge geglückter Interaktionen.

Musiktipp: Musiktipp: Common - Aquarius

Samstag, 13. Juni 2009

Die Gabe des Erfolges

Er war sehr talentiert, schnappte sich alles was er zu seinem Erfolg brauchte, und wurde immer erfolgreicher und war stolz darauf.

Sie bewunderte ihn sehr um seine Erfolge, und nahm dafür auch in Kauf dass er ihr einiges weggenommen hatte und besser nutzte als sie.

Er zog aus um die Welt zu erobern, um seine Erfolge gegen andere zu behaupten und zu schärfen.

Sie blieb allein zurück, glücklich um seiner Erfolge wegen, aber auch traurig um ihrer Einsamkeit wegen.

Er wurde eines Tages müde, seine Erfolge wieder und wieder zu bestätigen, und er kehre zu ihr zurück.

Sie freute sich über seine Rückkehr und hoffte auf ein gemeinsames Leben, aber er war ihr fremd geworden.

Er wusste nicht was er mit der neuen Situation anfangen sollte, es gab nichts zu gewinnen und sie war so armselig anzusehen.

Sie zeigte ihm ihre Schwächen, auf dass er mit ihr seine Erfolge teilte, aber weil er nicht reagierte wurde sie missmutig.

Er ärgerte sich über ihre Missmutigkeit, bis er eines Tages die Idee hatte sie anzuleiten und so seine Erfolge zu teilen.

Tipp: eza.at

Freitag, 12. Juni 2009

Zu schön um wahr zu sein

Die Menschen von Tales hatten eine alte Tradition der Salzgewinnung aus den Bergen. Sie hatten es nie für etwas besonderes gehalten, aber seit Handelsreisende erkannt hatten dass die Menschen in den weiten Ebenen des Landes das Salz gut für sich und ihr Vieh gebrauchen konnten, hatten sich ein reger Handel entwickelt, und für ihr Salz bekamen sie im Tausch alle Reichtümer des Landes, die sich so bei ihnen ansammelten.

Irgendwann, als die Talesianer erkannten dass die Salzvorräte eines Tages zu Ende gehen würden, begannen sie über die Zeit nach dem Salzabbau nachzudenken. Und sie beschlossen, die gewonnen Reichtümer für den Aufbau einer neuen Stadt zu verwenden - eine, die auch ohne den ständigen Zufluss an Reichtümern bestehen können sollte. So liessen sie aus allen Teilen des Landes die besten Baumeister und Architekten kommen, um ihren Traum zu verwirklichen.

Damit war Tales um eine Attraktion reicher, nämlich die Stadt selbst, während der Handel mit dem Salz an Bedeutung verlor. Immer mehr Menschen aus den umliegenden, viel ärmeren Gebieten wollten in die Stadt ziehen. Doch Tales war nicht gross genug um alle aufnehmen zu können, und es hatte auch keine Mittel mehr um die Stadt immer weiter zu vergrössern. Es begann ein Streit darum, wer in die Stadt durfte und wer nicht. Ein Krieg entflammte, im zuge dessen grosse Teile der Stadt zerstört wurden. Viele Menschen flohen aus der Stadt, und der Krieg flaute schliesslich wieder ab.

Und so war die Spannung wieder gelöst.

Tipp: Wikipedia - Masdar

Donnerstag, 11. Juni 2009

Störenfriede

Er war ein Menschenfreund. Zumindest glaubte er das von sich, denn er suchte die Nähe der Menschen. Aber die Menschen gewährten ihm diese nicht. Sie wollten nur etwas von ihm, oder missachteten ihn sodass er sich hätte anbiedern müssen um in ihre Nähe zu kommen, manche misshandelten ihn gar oder verhielten sich auf sonst eine Weise zutiefst menschenunwürdig.

Er war ja wirklich ein Menschenfreund. Aber mit solchen Unmenschen, wie konnte man sich nur in deren Nähe begeben? Unmöglich! Am schlimmsten waren noch die Frauen, jene die ihn anhimmelten, sich dabei sogar selber schlecht hinstellten auf dass er sich doch mit ihnen beschäftigte. Aber wer will sich schon mit Frauen abgeben, die sich selbst für unwürdig halten?

Wieso konnten nicht alle so sein wie er? Dann könnten alle gemeinsam leben, ohne all diese Streitigkeiten und Abneigungen, ohne alle diese Missverständnisse und Bosheiten. Die Welt wäre ein viel besserer Ort, ein friedlicher Ort. Wenn nur all diese Störenfriede nicht da wären.

Tipp: Milwo - Ayo, Technology

Mittwoch, 10. Juni 2009

Robinson's Kalender

Als Robinson auf der Insel gestrandet war, war alles Neu für Ihn, und er wusste noch nicht wie er etwas zu Essen finden konnte. Zum Glück hatte er Reste von der Schiffsladung gefunden, von denen er anfangs leben konnte. Doch zunehmend wurde ihm klar dass er von dem leben wird müssen, was auf der Insel zu finden war.

So machte er sich auf die Suche, im flachen Wasser an den Stränden suchte er nach Fischen und anderen Meeresfrüchten, das Landesinnere suchte er nach Plätzen ab wo er Kokosnüsse und andere essbare Früchte und Wurzeln finden könnte. Erst tat er dies auf gut Glück, manchmal fand er etwas, manchmal nicht.

Irgendwann war ihm der Zufall zu wenig, er begann in seinem Kalender einzutragen, wann er wo was gefunden hatte. Er machte dies über längere Zeit und konnte so herausfinden wo er wann hingehen musste um mit ziemlicher Sicherheit etwas zu finden. Irgendwann hörte er mit den Kalendereintragungen auf und folgte nur noch den Aufzeichnungen. So konnte er gut leben und hatte Zeit für andere Dinge.

Als Freitag zu ihm kam, und der ihn fragte ob er die Insel kannte, zeigte ihm Robinson seinen Kalender. Dort stünde drinn wo wann was zu holen ist. Freitag war verwundert, wieso das Essen den Buchstaben auf einem Blatt papier folgen sollte. Aber weil es funktionierte, benutzte er den Kalender auch.

Irgendwann wurde das Essen knapp, es war weniger zu finden als früher, die beiden mussten hungern. Robinson wusste, dass das Nahrungsangebot nicht immer gleich war, und er meinte, das wird schon wieder, da müssen wir durch. Freitag allerdings war davon nicht so überzeugt, er misstraute dem Kalender, getraute sich dies aber nicht zu sagen.

Aber heimlich, wenn er alleine unterwegs war, erkundete er die Insel und begann sich selber eine Vorstellung davon zu machen. Und er fand neue Orte wo es zu essen gab. So kam es dass Robinson immer mehr abmagerte während Freitag wohlgenährt aussag. Irgendwann stellte Robinson Freitag die Frage, wie das möglich sei - und da gab Freitag zu, dass es doch genug zu essen gäbe auf der Insel, er habe nur abseits dessen gesucht, was am Kalender gestanden war.

Robinson war erst wütend, musste aber einsehen dass es Freitag war, der einen vollen Bauch hatte, während er selbst hungerte. Also folgte er Freitag auf eine neuerliche Erkundungstour über die Insel. Und gemeinsam stellten sie fest dass sich durch die lange Nutzung der immer gleichen Stellen die Insel verändert hatte. Und so beschlossen sie, auf die Auswirkungen ihrer Nutzung zu achten und ihren Kalender anzupassen und auch Abwechslung vorzusehen.

Lesetipp: Wikipedia - Nachhaltigkeit

Dienstag, 9. Juni 2009

Der perfekte Mensch

Er wollte alles können, er wollte die höchste Moral zeigen, die grössten Erfolge erringen, von allen akzeptiert und bewundert werden. Also war er unzufrieden wenn er nicht alles erreicht hatte, und so war er immer unzufrieden. Aber er bemerkte garnicht dass er immer unzufrieden war, weil er nicht darauf achtete wie es ihm ging, sondern nur darauf, wie es ihm nicht ging. Und irgendwann ging es ihm sowieso immer gleich, er kannte keine Unterschiede mehr.

Alle anderen Menschen hielt er für böse weil die so unmoralisch waren, aber das konnte er nicht sagen und auch sich selber nicht zugestehen, denn das wäre böse gewesen. Also dachte er sich nichts dabei. Es waren auch alle anderen schlecht, voller Fehler, aber wieder konnte er sich das nicht zugestehen, und so dachte er sich dass alle gut wären, aber er durfte das nicht überprüfen. Also verschloss er die Augen für die Welt. Auch davor dass er von allen alles erwartete, aber diese Erwartungen nie erfüllt wurden und er deshalb mit allen anderen auch immer unzufrieden war. Aber er kannte ohnehin nichts anderes, es war alles wie immer.

Und er liebte seine Nächsten wie sich selbst.

Musiktipp: Wir sind Helden - Müssen nur wollen

Montag, 8. Juni 2009

Vollbremsung

Es waren wilde Zeiten, Kriege forderten viele Opfer, Betrüger behinderten die Geschäfte, die Menschen sehnten sich nach Ruhe.

Und so machten sie sie.

Gut nannten sie was sich selbst zurückzieht, nachgibt, opfert, altruistisch ist, freigiebig ist, alles akzeptiert, Schutz sucht und gibt ... und die Welt rettet.

Das Gute war die Angst.

Böse nannten was sich nach vorne drängt, sich was nimmt wenn es was braucht, was gierig ist, fordert, Veränderung sucht und dabei hinderliches zerstört ... und die Welt erobert.

Das Böse war die Lust.

Aber die Lust sagte der Angst wie gut sie ist wenn sie sich für das Böse opfert, und das Gute sagte dem Bösen wie böse es ist und dass es selber nie so werden will.

Musiktipp: Bruce Springsteen - I'm on Fire

Sonntag, 7. Juni 2009

Verkehrte Menschen

Ein Wanderer kam vom Morgenland in's Abendland. Erst bewunderte er die kulturellen Leistungen der Menschen hier, die grossen Städte, die hohen Häuser, die Autos und die sauberen Strassen. Dann fiel seine Aufmerksamkeit auf die Menschen, deren Unrast, Aufgeregtheit. Und als er sich näher mit ihren Gedanken und Worten beschäftigte, bemerkte er dass sie ganz anders waren als er selbst. Sie machten alles verkehrt!

Sie schreiben mit der rechten Hand und von links nach rechts, statt mit der linken Hand und von rechts nach links.

Sie sprechen von dem was sie vereinbart haben, von Worten, Gesetzen und Verträgen, statt von dem was sie erlebt haben, von Bilder, Gefühlen und Geschichten.

Sie gestalten Produkte, Ziele usw. und achten darauf ob die Produkte so werden wie sie es vorgesehen haben, ob die Ziele erreicht werden, statt darauf ob die Produkte und Ziele den Menschen dienen.

Sie sprechen von rechtem Tun und meinen das Wort des Gesetzes, statt die Gerechtigkeit.

Sie sprechen von Profit und Wachstum und meinen die Zahlen auf dem Papier, statt die Bäuche, Köpfe, Häuser und Höfe der Menschen.

Sie sprechen von Wahrheit und Wissen und meinen dabei das was man sagt und was man nachlesen kann, statt das was sich ereignet hat und von jemandem der dabei war berichtet wird.

Sie suchen Ursache und Einfluss in den Mitteln und Ereignissen die von einem zum anderen führen, statt auf die Kontinuität und die Entscheidungen einzelner Prozesse, Wesen und Systeme zu achten.

Sie achten beim Forschen auf die Relationen zwischen den Dingen und machen die Dinge zu Punkten, statt dass sie auf die Dinge und deren Bewegungen und Begegnungen mit anderen achteten.

Sie meinten dass sie alle gleich behandelten und behandelten alle so wie sich selbst, statt auf den Menschen ihnen gegenüber zu achten.

Sie stellten sich Meditieren sich das Licht oben und die Dunkenheit unten vor, statt das Licht unten und die Dunkelheit oben.

Er kam sich sehr sehr anders und alleine vor. Deshalb wollte er zuerst so werden wie die anderen, um nicht ausgeschlossen zu sein und falsch angesehen zu werden, doch er wurde immer unglücklicher dabei. Also beschloss er, wieder er selbst zu sein und statt dessen zu geben was er selber besser konnte, und zu nehmen was die anderen besser konnten.

Tipp: Linkshänder-Initiative

Samstag, 6. Juni 2009

Geheime Abenteuer

Neo war sehr neugierig und er mochte nichts lieber als alte Dinge zu zerlegen und neue zu basteln. Doch seit er zur Schule ging, begann sich sein Verhalten zu verändern. Er wurde schüchtern, fürchtete sich, neues zu tun. Man hatte ihm beigebracht dass man die Erwartungen der Lehrer erfüllen muss, um gut zu sein. Fehler, das ist wenn die Lehrer böse werden und schlechte Noten vergeben, wenn die Mitschüler einen auslachen und hänseln, und die Eltern beginnen sich Sorgen zu machen.

Also tat er alles, um die Erwartungen zu erfüllen, um alles immer richtig zu machen, und nichts mehr was dies gefähren würde. Nur noch vorgegebene Übungen machte er, Anweisungen befolgte er. Aber weil ihm die Zeit so lange wurde, begann er Bücher zu lesen. Abenteuer aus fernen Ländern, Helden die in unbekannte Weiten aufbrachen, dabei grosse Aufgaben meisterten und viel Erfahrung sammelten. Und er selber lernte, schnell zu lesen und die Geschichten zu kennen.

Erst als er die Möglichkeit bekam, mit einem Computer zu spielen, eröffnete sich auch ihm ein neues unbekanntes Land, in dem er Abenteuer erleben konnte. Denn zu der Zeit war den Menschen in der Umgebung der Computer noch fremd, man wusste nur dass es etwas gutes sei, aber niemand wusste wie man damit umgehen sollte. Und so konnte sich Neo austoben, alles ausprobieren, Spiele spielen, mit Programmen umgehen lernen, selber Programme schreiben, etc. Das beste dabei war, wann immer er an eine Stelle kam wo es nicht mehr weiter ging, konnte er einfach den Computer aus- und wieder einschalten, und schon war alles wie neu. Fehler zu machen kannte er in seiner Welt nicht, er werkte einfach drauf' los, und wenn er etwas von dem das er gemacht hatte aus irgendwelchen Gründen wieder ändern wollte, dann tat er dies einfach.

Unbelastet von den Sorgen anderer konnte Neo seine Fertigkeiten immer weiter entwickeln, und er brachte es zu grosser Meisterschaft. Nur wenn es darum ging, mit anderen zusammenzuarbeiten, hatte er Probleme, da er nie geübt hatte Vereinbarungen zu treffen und diese dann auch zu berücksichtigen. Und er wusste auch nicht, seine eigenen Fertigkeiten einzuschätzen und mit Abweichungen von den Erwartungen umzugehen, was ihn in die Falle der Selbstüberschätzung und den Versuch ein zu hoch angesetztes Image zu retten trieb. Aber das ist eine andere Geschichte.

Tipp: H.C. Andersen - Das häßliche junge Entlein

Freitag, 5. Juni 2009

Der reifende Herr

Der Herr kannte die Ordnung und wusste wie alles zu sein hatte damit es reibungsfrei funktionierte. In seiner Jugend hatte er seine erzielten Erfolge jeweils dafür genutzt, wieder ein neues Land zu erobern, doch jetzt war er damit zufrieden sein Reich zu beherrschen. Er achtete auf die Abläufe, wies auf Fehler hin und forderte deren Behebung, und verhinderte alle Abweichungen. Wer seiner Ordnung nicht folgen wollte, den entlies er, wer aber seiner Ordnung folgte den belohnte er mit einem gerechten Anteil an den Früchten welche durch die Ordnung erreicht werden konnte.

Doch als die Zeiten schlechter wurden, die Früchte der Ordnung weniger, da konnte er immer weniger Lohn verteilen. Seine Leute wurden unzufriedener, Fehler häuften sich, und er wurde beschuldigt an den Mängeln schuld zu sein. Der Herr reagierte streng, führte Strafen auf begangene Fehler ein, und beteuerte noch dringlicher den Glauben an die Ordnung, nur sie könne die Rettung bringen.

Doch in Wirklichkeit war er hilflos. Und als er sah dass er zwar die Macht hatte um die Ordnung aufrecht zu halten, es aber nicht in seiner Macht stand welche Früchte daraus hervor gingen, wurde ihm klar dass er nicht nur der Herr der Ordnung sondern auch der Diener der Gemeinschaft war. Und so beauftragte er seine Leute, nach Möglichkeiten zu suchen wie sie mit ihren begrenzten Mitteln das Wohl der Gemeinschaft erhöhen konnten, und er selbst suchte nach Möglichkeiten wie die Ordnung umzugestalten war, so dass neu entdecktes Potential geordnet der Gemeinschaft verfügbar gemacht werden konnte.

Tipp: Politikblogs.at - Energiewende

Donnerstag, 4. Juni 2009

Durch die Blume der Zivilisation

Kurt war im Supermarkt einkaufen. Die Kassierin hatte die Waren über's Lesegerät gezogen, den Preis genannt, Kurt hatte ihr Geld gegeben - mehr als notwendig - und sie hatte ihm Restgeld zurückgegeben. Aber es fehlte etwas.

Kurt sprang voller Zorn auf sie, packte sie mit dem einen Arm um den Hals, mit der anderen Hand riss er ihren Kopf herum bis ihr das Genick brach. Dann nahm er sich das schuldig gebliebene Geld aus der Kassa und ging.

He, Moment! Da passt etwas nicht in diese Zeit!

Kurt merkte dass die Kassierin eine Münze vergessen hatte. Also hielt er seine Hand weiter offen hin und setzte einen fordernden Gesichtsausdruck auf. Die Kassierin sah ihn einen Moment an, begann dann zu lächeln, entschuldigte sich und gab ihm das fehlende Restgeld.

Ok. Zwar noch etwas wortkarg, aber so geht's.


Musiktipp: Sting - Englishman in New York

Mittwoch, 3. Juni 2009

Tragödie eines Sinnverlustes

Es war schon in der Anfangszeit der Aktienbörse, dass sich das Geschäft der Aktienhändler etabliert hatte. Sie taten was alle Händler tun, nämlich Angebot und Nachfrage zu überbrücken und somit die Aktien für die eigentlichen Interessenten leichter zugänglich zu machen bzw. wieder leichter veräusserbar. Die Flüssigkeit des Marktes erhöhten sie, wie sie das in ihrer bildhaften Sprache nannten.

In einer späteren Zeit, als Wirtschaftswissenschaftler kamen, um sich ein Bild vom Geschehen zu machen, unterschieden sie nicht zwischen jenen, welche Anteile einer AG erwerben wollten, und jenen welche mit Aktien handelten. Somit konnten sie ein gemeinsames Modell für alle an der Börse tätigen Menschen aufstellen, und als gemeinsames Motiv aller konnten sie feststellen, dass es darum ging, ihren Profit zu maximieren, sei es durch die Gewinnspanne zwischen Ein- und Verkauf oder durch die Dividendengewinne.

Es gab zu dieser Zeit eine allgemein gute Wirtschaftslage, viele Menschen hatten mehr Geld als notwendig um den Alltag zu bestreiten, und so sahen sie sich danach um, was sie mit dem Geld machen konnten, bzw. sahen sich Banken danach um, wie sie den allgemeinen Wohlstand nutzen konnten. Und Aktien waren eine willkommene Möglichkeit zur Geldanlage, da in der momentan guten Wirtschaftslage auch hohe Dividenden zu bekommen waren.

In weiterer Folge stiegen die Aktienpreise, und es war absehbar dass dies auch weiterhin der Fall sein würde, also begannen die Aktienhändler AKtien zu kaufen, eben in Erwartung der steigenden Nachfrage. Und darüber hinaus begannen auch die Geldanleger Aktien im Sinne des AKtienhandels zu kaufen, man trachtete nach der Profitmaximierung, und man hatte Erfolg, denn es gab eine kritische Masse die gross genug war um selbst für steigende Preise zu sorgen - und ihr Erfolg war so gross dass sie immer mehr Menschen anlockte. Spekulationsblase nannte man das später.

Was all die Menschen nicht bedacht hatten war, dass es zwar im Eigensinn der an der Börse tätigen Menschen war, ihren Profit zu maximieren, dass dies aber nur der Lohn für eine erbrachte Dienstleistung war. Der primäre Zweck der Aktien war es, Firmenanteile erwerben zu können und so Kapital und Stimme einbringen zu können, der sekundäre Zweck war, den Wechsel der Aktieninhaber zu erleichtern. Aber in der Eigendynamik der Spekulationsblase
konnte man all dies nicht mehr erkennen, im Gegenteil geschah es dass kein wirklich an einer Firma interessierter Mensch mehr Aktien kaufte, da diese viel zu teuer dafür waren. Statt dessen waren es nur noch Händler und Hobby-Händler, die sich in einen Rausch hineinsteigerten ohne zu merken was sie eigentlich taten. Und selbst die erfahreneren Händler konnten nicht anders als eine Zeit lang mitzumachen, da sie sonst in der Konkurrenz des Geschäfts verloren hätten.

Doch irgendwann waren die Preise zu hoch, kamen nicht mehr genug neue Interessenten hinzu um die Preise weiterhin so schnell steigen zu lassen - und es begann erst der leise Zweifel, ob es so weiter gehen würde, und dann schlug die Stimmung um auf Katastrophe. In Panik begannen die Spekulanten ihre Aktien zu verkaufen, um noch einen guten Preis zu bekommen, bevor es erwartungsgemäß noch viel tiefer gehen würde. Viele, besonders jene die spät eingestiegen waren, hatten viel Geld verloren. Aber auch jene Firmen, welche aufgrund der hohen Kurse günstige Kredite bekommen hatten, bekamen plötzlich finanzielle Probleme, manche zweifelten an der Wirtschaftsleistung ganz allgemein. Und so stürzte die vormals blühende Wirtschaft nach dem Rausch in eine Depression.

Webtipp: Robert Rethfeld - Die Anatomie der Spekulationsblase

Dienstag, 2. Juni 2009

Die vergessene Entwicklungszeit

Formalia war eine elegante, wohlhabende Stadt. Ihr Reichtum kam vom internationalen Handel und von der Verwaltung der umliegenden Ländereien. Und die Geschäfte liefen gut, schon seit vielen Generationen.

Die Menschen in Formalia waren es gewohnt, dass sie ihre Lebensmittel, Kleidungsstücke, usw. fertig hergestellt und ansprechend verpackt einkaufen konnten. Musiker und Künstler liess man nur die Besten aus aller Welt auftreten. Baustellen konnte man in der Stadt nie sehen, diese wurden abgedeckt, so dass die Bürger der Stadt ungestört blieben.

Die Menschen waren sehr ordnungsbewusst und achteten darauf, dass alles sauber blieb. Und sie kamen auch nie mit den schmutzigen Arbeiten in Kontakt, denn alles was mit Handwerk, Entwicklungsarbeit, Wachstum etc. zu tun hatte, wurde von den Menschen der umliegenden Dörfer und Ländereien erledigt.

Und so kam es, dass die Kinder der Stadt immer weniger ihre natürlichen Bewegungs- und Entwicklungsbedürfnisse ausleben konnten, da alle überall ein angemessenes Benehmen voraussetzten. Und die Kinder, erwachsen geworden, gaben dies wiederum an ihre Kinder weiter. Es war nur noch erlaubt, was bekannt war, und dies wurde immer weniger.

Die Stadt erstarrte. Die Formen wurden immer strenger, auf kleinste Abweichungen reagierte man mit allergischer Aufregung, niemand mehr getraute sich etwas neues zu tun. Die Angst, in der Öffentlichkeit an Status zu verlieren, war zu gross. Nur in den Hobbykellern, in den Schrebergärten am Standrand und bei privaten Karaokepartys gab man sich zwar verschämt aber freudig den schmuddeligen, unperfekten und unfertigen Dingen hin.

Musiktipp: Lexikon der dunklen Zitate - Gewohnheit

Montag, 1. Juni 2009

Die Wissensgesellschaft

Es gab dereinst eine Gesellschaft, die sich selbst die Wissensgesellschaft nannte. Als solche war sie natürlich hoch komplex strukturiert. Im Wesentlicheh hatten sich aber vier Rollen herausgebildet:

Die dominante Gruppe waren natürlich die Wissenden, das waren jene, welche von festgelegten Annahmen - dem Wissen - ausgingen und diese sowie alles was sich daraus ableiten lies als das Wissen bezeichneten und verwendeten. Da sie alle von denselben Annahmen ausgingen, waren sie immer in der Mehrheit und ihrer Sache sehr sicher. Sie waren die Herrschenden der Wissensgesellschaft.

Eine ebenfalls grosse aber in der Gesellschaft unbedeutende Gruppe bildeten die Wissenden, das waren jene, welche das, was sie wussten - also was sie gesehen, gehört, erlebt hatten - als wissen bezeichneten und verwendeten. Sie waren am Anfang der Wissensgesellschaft gestanden, aber im Laufe der Zeit von den Wissenden verdrängt worden. Man nannte ihr Wissen subjektiv und diskriminierte sie im Allgemeinen. Nur in Ausnahmesituationen, wenn das Wissen Probleme hatte, wurde auf ihr Wissen zurückgegriffen. Sie waren die Arbeiter der Wissensgesellschaft.

In der Öffentlichkeit häufig anzutreffen war dagegen die Gruppe der Wissenden, das waren jene, welche die Schwäche der Wissensgesellschaft erkannt hatten - nämlich die Fixierung auf das Wissen - und diese zu ihrem Vorteil ausnutzten. Sie sagten was immer notwendig war um sich einen Vorteil zu verschaffen, und taten dies auf eine Art und weise, welche anderen den Eindruck vermittelte, es handle sich dabei um gesellschaftlich akzeptiertes und sachlich begründetes Wissen. Sie waren die Trickser der Wissensgesellschaft.

Und schliesslich gab es noch die unbedeutende Gruppe der Unwissenden, das waren jene, welche vorgaben nichts zu wissen und daher die Wissenden um Rat fragten. Die Wissenden befragten sie, um herauszufinden was der Mainstream des Wissens war. Die Wissenden befragten sie, wenn sie herausfinden wollten was aktuell aber von der Allgemeinheit abweichend passiert war. Und die Wissenden schliesslich beobachteten sie um herauszufinden wo die Probleme der Wissensgesellschaft lagen. Sie waren die Meister der Wissensgesellschaft.

Tipp: Wissensgesellschaft.org