Donnerstag, 30. Juli 2009

Die Evolution der Erklärung

Papa, warum geht die Sonne auf? Weil Gott Himmel und Erde so geschaffen hat. Hör zu, was in der Bibel steht ...

... einige Generationen später ...

Papa, warum geht die Sonne auf? Weil es eine Gesetzmäßigkeit ist. Sieh her, hier ist ein Kalender mit den Uhrzeiten der Sonnenaufgänge ...

... einige Generationen später ...

Papa, warum geht die Sonne auf? Wir wissen nicht warum, aber wir wissen wie. Sieh her, hier ist ein Modell unseres Sonnensystems ...

... einige Generationen später ...

Papa, warum geht die Sonne auf? Damit Dich nicht immer Dein Papa aus dem Bett rütteln muss, Du Faulpelz! :-)

Tipp: Alles Käse oder "Papa, warum verschwindet der Mond?"

Dienstag, 28. Juli 2009

Goldkind

Goldkind wuchs in einer glücklichen Umwelt auf, strebend nach dem was man wertschätzte und zufrieden auf seinem Weg.

Doch irgendwann merkte es, dass es allein war. All die Menschen rund herum, sie waren ärgerlich, unzufrieden, aufgeregt, ... und Goldkind konnte sie nicht verstehen, kannte das alles selber nicht, war ihnen fremd und fürchtete sich vor ihnen.

So beschloss es, die dunkle Seite des Lebens zu erkunden, das was man missachtete, die Abgründe vor denen man warnte.

Musiktipp: YouTube - Rammstein - Engel

Sonntag, 26. Juli 2009

Universal Human

Kurt war ein sehr sozialer Mensch, deshalb hatte er auch den Beruf als Altenpfleger gewählt. Er konnte gut den alten Menschen zuhören, Verständnis für ihren Lebensweg aufbringen, sie auch manchmal aufheitern, und nebenbei die alltäglichen Pflegeaufgaben zu übernehmen. Doch mit einer alten Frau kam er nicht zurecht. Sie war zwar wirklich hilflos und auf ihn angewiesen, aber gleichzeitig kommandierte sie ihn herum, redete abschätzig über ihn, kritisierte ihn andauernd, und tat so als ob sie seine Pflege garnicht wollte. Wie konnte eine alte reife Frau nur dermassen inhuman sein? Kurt's Arbeit wurde ihm zunehmend zur Hölle, und irgendwann kündigte er frustriert und ging in die Verwaltung, um irgend einen Bürojob zu machen.

Ludwig war ein herrischer Typ, er war in diesem Job als Altenpfleger ja nur deshalb weil es da gerade einen freien und akzeptabel bezahlten Posten gab. Den alten Menschen zeigte er ganz deutlich seine Geringschätzung, er lies sie spüren wie sehr sie auf ihn angewiesen waren. So konnte er wenigstens einigermassen annehmbar seine Zeit durchbringen, trotz dieser inhumanen Zustände um ihn herum. Doch mit dieser einen alten Frau war es anders. Sie war ihm gleichauf, wenn er ihre Mängel offen ansprach tat sie dasselbe, als ob sie sich selbst auch nicht mögen würde. Und wenn er sie hängen lies, um ihr ihre Abhängigkeit zu zeigen, zitierte sie nur die Pflichten aus seiner Jobbeschreibung, und das war es. Mürrisch wie sie beide waren, sie verstanden sich insgeheim prächtig. Sie war sein einziger Lichtblick in diesem armseligen Job.

Tipp: Rette scih, wer kann! - Geben und Nehmen-Prinzip, eine Tugend?

Samstag, 25. Juli 2009

Ein traumhaftes Leben

Er war allein, frustriert, saß in der Falle. In der Ausbildungszeit hätte er lernen sollen wie er wie Situationen wie dieser erfolgreich umgehen kann, und die anderen hatten das auch geschafft. An ihm aber war das anscheinend spurlos vorübergegangen, er schaffte anfangs keine Erfolge und konnte dann nur noch zusehen wie die anderen immer besser wurden. Aber jetzt kam es auf ihn an, und er wusste dass er nichts konnte, seine Zeugnisse bestätigten das auf offiziell.

In seiner Vezweiflung wurde er wütend auf die Welt, er erkannte, sie war eine feindliche Welt, die ihn am Leben hinderte. Grosse Energien wurden in ihm geweckt, er begann sich aufzurichten so weit er konnte, er begann zu träumen. Die Welt hätte er zerstören können, voller Wut alles Leben vernichten. Es waren selbstzerstörerische Träume, er spürte es an seinem Körper.

Er begann sich zu beschäftigen, mit seiner Lebensgeschichte, mit den Lebensgeschichten anderer Menschen und der Welt überhaupt. Er begann zu erkennen dass der Lauf der Welt immer wieder Probleme mit sich brachte, dass es immer schon Menschen gab die in solche Situationen geraten waren und sich dann auf die eine oder andere Weise befreit hatten, oder nicht.

Und mit zunehmendem Verständnis vom Leben träumte er nicht mehr davon wie er die Feinde in der Welt vernichten könnte, sondern wie er die Welt für sich und andere, die künftig in ein ähnliches Problem geraten könnten, besser gestalten könnte. Er träumte davon wie er das, was er nie gekonnt hatte, schaffen würde, und manchmal hatte er nach so einem Traum auch ein wirkliches Erfolgserlebnis, so dass er sich, langsam, Schritt um Schritt, aus seinem Trauma befreien konnte.

Musiktipp: DJ Shadow - This Time

Freitag, 24. Juli 2009

Begründete Zukunft

Die Seher der alten Zeit waren oft befragt aber selten geschätzt worden. Man war immer wieder
fasziniert von ihren Aussagen über die Zukunft, aber zu oft hatten sie sich als falsch herausgestellt, als dass man ihnen zu sehr vertraut hätte.

Doch dann hatten sie eine Idee. Sie wollten so angesehen werden wie die Richter, und deshalb taten sie es diesen gleich. Sie begannen Gesetze zu verwenden, um ihre Vorhersagen zu
begründen, so wie Richter ihre Entscheidungen unter Berufung auf geltende Gesetze begründeten.

Damit gelang es ihnen, dass sie ihre Gesetze immer weiter verfeinern konnten, um so zu immer besseren Vorhersagen zu kommen. Und als es möglich war, nur unter Verwendung ihrer Gesetze Maschinen zu bauen, und so die Natur zu beherrschen, wurden sie sehr angesehen und ihre Leistungen gerühmt.

Und so kam es, dass manche Menschen meinten, die Natur selbst würde den Gesetzen folgen, welche die modernen Seher für ihre Vorhersagen verwendeten. Sie konnten sich keine andere Zukunft mehr vorstellen als jene, welche von den Gesetzen der Seher vorhergesagt wurde, also richteten sie ihre Entscheidungen danach aus. So kam es, dass jene Gesetze der Seher, welche sich auf diese Weise immer wieder selbst erfüllten, für allgemein gültig gehalten wurden und die Menschen keine Möglichkeit hätten sich anders zu entscheiden.

Tipp: Rainer Maria Rilke - Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort

Donnerstag, 23. Juli 2009

Übermächtig

Die Menschen lebten im Einklang mit der Natur, denn die war übermächtig, und die Menschen mussten sich ihr so anpassen dass sie überleben konnten.

Als der Allmächtige sah, dass die Menschen gut waren, beschloss er das Verhältnis umzukehren.

Die Menschen entdeckten, dass sie die Rohstoffe der Erde nutzen konnten, um damit ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Sie konnten sich vermehren und über die ganze Erde ausbreiten, ihr Hunger nach Rohstoffen war grenzenlos, ihre Macht über die Natur ebenso.

Als der Allmächtige sah dass die Menschen böse geworden waren, beschloss er das Verhältnis umzukehren.

Die am meissten genutzten Rohstoffquellen begannen sich zu leeren, die Erfolgsverwöhnten Menschen stürzten in eine Krise nach der anderen. Mühsam mussten sie wieder lernen, mit begrenzten Rohstoffen zurechtzukommen.

Tipp: Peak Oil - Das Ende des billigen Erdöls

Mittwoch, 22. Juli 2009

Max und das Forscher-Paradoxon

Max war ein neugieriger und vor allem schlauer Junge, und wann immer er etwas spezielles wissen wollte, fragte er bei den Forschern an, die sich mit dem Thema beschäftigten. So glaubte er, immer die besten Informationen zu haben.

Doch irgendwann merkte er, dass die alltäglichen Sachen, wie er sie von seinen Eltern gelernt hatte oder selbst im Alltag so nebenbei - dass die zwar weniger aufregend wirkten, aber dafür viel handfester waren als das Gerede der Forscher, das sich im Vergleich dazu als unwissendes Geplapper ausnahm.

Da wurde es ihm klar. Forscher sind nicht Menschen die sich mit etwas besonders gut auskennen und die man daher diesbezüglich um Rat fragen könnte. Nein, Forscher sind Menschen die sich mit Sachen beschaftigen die sie nicht verstehen. Denn sonst bräuchten sie ja nicht zu forschen.

Tipp: mediamanual.at - Wissenschaftliches Wissen

Montag, 20. Juli 2009

Ewiges Drama

Alles war wie immer. Die Freunde waren zusammen gekommen, man tausche sich aus, Neuigkeiten und alte Geschichten, Lacher und Murrer. Er war ganz bei sich und lies geschehen was geschah. Er war bekannt für seine Coolness. Und ihm war langweilig.

Alles war neu. Nervös hatte er seine Freunde angerufen und zu einem Treffen eingeladen. Würden sie kommen. Wer nicht? Was wenn zu wenige kamen? Was wenn der Platz zu wenig würde? Würde das Treffen gelingen? Erwartungsvoll begrüsste er sie, und konnte es kaum erwarten zu hören was sie erzählen werden würden, und was ihm wieder so einfallen werden würde.

Musiktipp: Coldplay - High Speed

Sonntag, 19. Juli 2009

Vorher gesehen

Die Menschen werkten und strebten, viele Ziele und Motive hatten sie, Triebe und Bedürfnisse, Lust und Unrast. Es herrschte ein reges treiben, handeln, werken. Reden, zeigen, beeindrucken und beobachten.

Eines Tages kam eine neue Attraktion in die Gemeinde. Ein Ballon der mit heisser Luft gefüllt wurde und mit dem man in die Luft aufsteigen konnte. Die Menschen konnten so ihre Welt von oben betrachten.

Und das erste Mal konnten sie alles sehen, was sie eigentlich taten, nicht nur jeder für sich, sondern das was daraus entstanden war. Plötzlich erkannten sie, dass ihre Verkehrswege eigentlich ungeschickt angelegt waren, dass viele Wohnorte und Arbeitsplätze weit auseinander lagen, aus welchen Gründen auch immer.

Und so begannen sie vorher zu sehen, wie am Ende alles werden sollte, zu planen, was sie bisher einfach so drauf los gebaut und gemacht hatten. Neue Worte erfanden sie, Effizienz, Ästhetik, Ordnung. Es brachte ihnen viele Vorteile, aber auch neue Mühe, weil es nun immer erst erforderlich war, sich mit den Planern abzustimmen wenn man etwas neues unternehmen wollte.

Tipp: Helmut Hille - Emergenz contra Reduktionismus

Samstag, 18. Juli 2009

Das Ende der Freiheit

Karl war in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Er hätte seiner Mutter viel Freude machen sollen, und das Geschäft seines Vaters fortführen sollen. Doch dieses Dorf war ihm zu klein, die Erwartungen erdrückten ihn, er wollte die Freiheit der weiten Welt erleben.

So brach er auf, bereiste viele Länder, traf viele verschiedene Menschen. Er versuchte sich in verschiedenen Jobs, er hatte viele Freundinnen, aber keine wollte er für lange. Sogar ein Haus baute er, um es alsbald wieder zu verlassen.

Er war frei, alles zu tun und alles zu lassen. Er musste nicht tun was er tat, er musste nicht können was er nicht konnte. Da erkannte er, dass er das Ende der Freiheit erreicht hatte. Es gab nichts und niemand mehr von dem er noch mehr seiner einst verlorenen Freiheit zurück erlangen könnte.

Und so konnte er genauso gut in sein Dorf zurück kehren, um zu tun was er wollte.

Musiktipp: Tom Petty - Free Falling

Freitag, 17. Juli 2009

Die unbedingte Liebe

Er nahm sie zärtlich in seine Arme, berührte ihr Gesicht, ihr Haar, ihren Hals. Als sie zu sprechen begann, legte er seinen Finger auf ihre Lippen. Sie sollten ungestört sein.

Ein Rabauke sah die beiden da so innig stehen und rempelte ihn an, fragte sie was sie denn mit dem wolle. Eine Herausforderung. Er ging auf den Rabauken zu, stellte sich ihm entgegen, schaute ihm in die Augen bis jener Angst bekam, zuschlug und dann davonlief. Er lag am Boden als er wieder zu sich kam. Doch den Kampf hatte er nicht verloren, denn er war es nicht der flüchten musste.

Am Abend, sie lagen im Bett, er entkleidete sie langsam. Plötzlich bekam sie einen Schreck, schlug ihn. Er stand auf und ging, verlies sie für immer, denn sonst würde er langsam von ihrzerstört werden. Er schlug zurück, packte sie am Hals, behandelte sie so schlecht dass sie flüchtete sobald sie sich befreien konnte.

Er wusste, eines von beiden musste er tun, um ihr zu zeigen dass seine Liebe frei war. Also stiess er einen ablehnenden Laut aus, schlug zurück, ein bisschen weniger als sie ihn geschlagen hatte. Und dann hatten die beiden einen Grund, sich zu versöhnen.

Musiktipp: Freundeskreis - Mit Dir

Mittwoch, 15. Juli 2009

Weltklasse sein sollen

Einst war ein kleines Land, das sich selbst schätzte für seine Gemütlichkeit. Nicht dass man dort faul gewesen wäre, man schätzte einfach nur die Qualität der Gemütlichkeit.

Das änderte sich schlagartig, als eine Ministerin feststellte dass das Land im internationalen Ranking nicht den Spitzenplatz einnahm. Das hätte ihr aber gefallen. Also verkündete sie: wir werden Weltklasse.

Was folgte, war... nichts. Ausser dass das Ziel nicht erreicht war, die Gemütlichkeit verpönt wurde und statt dessen Druck, Schuldzuweisung am nicht erreichten Ziel und schärfere Kontrollen eingerichtet wurden.

Tipp: Gunter Dueck - Wie erzeuge ich Schizophrenie?

Dienstag, 14. Juli 2009

Das falsche Selbstbewusstsein

Horst hatte es oft gehört, wie die Rede war von Menschen mit Selbstbewusstsein. Es waren immer welche mit Reichtum, Macht, Ansehen.

Und so beschloss er, auch selbstbewusst zu werden. Er arbeitete so viel er konnte, um reich zu werden. Er strebte nach einflussreichen Positionen. Und er tat was er meinte das zu Ansehen verhalf.

Doch irgendwie kam er nicht weiter. Es gab immer Menschen die mehr Geld hatten als er, die ober ihm standen in irgend einer Hierarchie, und nie schaffte er es dass ihn alle anerkannten.

Eines Tages hatte sein Selbstbewusstsein genug von seinen Verirrungen und sprach zu ihm: Geld, Macht, Ruhm - das bin nicht ich, das gehört nicht Dir. Du tust was Du tust, alles andere kommt und geht.

Musiktipp: Christina Stürmer - Ist Mir Egal

Montag, 13. Juli 2009

Kleines Drama der Tat

Einst war die Tat ein Held gewesen. Grosse Taten wurden gefeiert, kleine Taten gewürdigt, zu wenig Taten gab es nicht.

Doch dann kam die Ordnung und nahm alle Wertschätzung auf sich. Trug eine Tat zur Ordnung bei, wurde die Ordnung bestärkt. Störte eine Tat die Ordnung, wurde die Tat als Untat denunziert.

Und so kam es, dass die Tat immer schwächer wurde und schliesslich aufgab. Die Ordnung forderte mehr und mehr, um sich aufrecht halten zu können, stürzte dann aber zusammen.

Erst da merkte die Ordnung, dass die Tat nicht ihr Feind war sondern ihre Basis, dass sie ohne Tat nicht bestehen konnte. Und so begann die Ordnung die Tat wert zu schätzen, und ihr die Handlungsfreiheit einzuräumen die sie brauchte.

Tipp: Wikipedia - Täter

Donnerstag, 9. Juli 2009

Wie das Leben sein Ziel verlor

Als sich die Wissenschaft für das Werden des Lebens zu interessieren begann, war man fasziniert von der Vielfalt der Lebensformen. Man untersuchte wie die denn zustande gekommen sei, aber man konnte den Grund nicht finden. So zog man sich auf die Position zurück, dass es zufällige Mutationen in den Genen der Lebewesen gäbe, welche zu einer beliebigen Vielzahl an Arten führe, von denen dann eben jene übrig blieben, welche übrig bleiben konnten.

Damit konnten sie ihre Argumente vor den Fachkollegen verteidigen und dieser Ansatz konnte sich etablieren. Auf die Frage vieler Menschen nach dem Ziel des Werdens konnten sie damit aber keine Antwort geben. Und sie wollten auch nicht, weil sie sich von den alten religiösen Vorstellungen absetzen wollten, die ihre Lebenseinstellung noch in die Umwelt gelegt hatten. Deshalb sagten sie einfach, dass die Evolution kein Ziel hätte. Weil ihre Theorie ansonsten so stark war und spektakuläre Ergebnisse brachte, nahm man ihnen das auch ab. Un somit hatten sie auch das Problem der lästigen Fragen gelöst.

Tipp: YouTube - Evolution I - Der Weg ist das Ziel: Wasserwesen (1/5) Doku

Mittwoch, 8. Juli 2009

Aussenantrieb

In der Kanzlei war man gewohnt, ruhig zu arbeiten. Die Dinge hatten Zeit. Wenn sich Kunden meldeten, gab man ihnen beruhigende Antworten, und wenn sich jemand öfters meldete, reihte man den Akt einfach vor.

Gerhard war ein zeilstrebier Mann, er ging seine Vorhaben energisch an und erwartete das auch von anderen. Als er also das erste Mal in der Kanzlei anrief um nach dem Status seines Falls zu fragen, und von dort die Antwort bekam dass das momentan bei einem Amt liege und nächste Woche abgeschlossen sein würde, nahm er das so.

Beim folgenden Anruf in der nächsten Woche sagte man ihm, dass es in den Amt gerade eine Computerumstellung gäbe und es daher eine Verzögerung gäbe, aber nächste Woche sei mit dem Abschluss zu rechnen. Und Gerhard nahm das so.

In der folgenden Woche sagte man ihm, dass die Kollegin, welche für den Akt zuständig gewesen sei, jetzt in Karenz sei, er könne aber gerne nächste Woche wieder anrufen, bis sich die neue Mitarbeiterin mit den übernommenen Fällen vertraut gemacht hatte. Und Gerhard nahm das so.

Aber insgeheim wurde er nicht nur ungeduldig sondern auch misstrauisch, und als er zufällig erfuhr dass die Aussage mit der Computerumstellung in dem Amt nicht stimmen konnte, drehte er durch. Er fuhr in die Kanzlei, schrie die Leute dort wahllos an, "Mir reichts! Verdammte Lügner und Betrüger! Bekommen Geld für nichts!", und stiess dabei Leute an, Bildschirme von den Tischen, warf mit Büromaterial um sich.

Nachher musste er dafür Wiedergutmachung bezahlen, und für die Arbeit in der Kanzlei hatte er ausser dem ersten grossen Schreck auch keine Veränderung bewirkt. Man fragte sich nur, wieso er nicht einfach gesagt hätte dass man seinen Fall vorreihen hätte sollen, wieso er den Abwiegelungen nicht einfach widersprochen hätte.

Aber Gerhard hätte garnicht gewusst was das ist, Abwiegeln.

Musiktipp: Ich + Ich - Stark

Dienstag, 7. Juli 2009

Entmachtete Ordnung

Das Land rüstete zum Krieg. Die Männer wurden einberufen und übten sich wieder im militärischen Drill und im Umgang mit den Waffen.

Doch eines Nachts verschwanden alle Uniformen und Ausweise.

Am nächsten Morgen war nur das Erstaunen noch grösser als das dadurch entstehende Chaos. Die Männer hatten nur ihre Privatsachen oder gar nur Unterwäsche an. Nach der ersten Verwirrung begannen die Befehlshaber, gemäß ihrer Rolle für Ordnung zu sorgen, die Gruppen antreten zu lassen. Doch es gab viele, die den Krieg nicht wollten. Manche setzten das Gerücht in Umlauf, dass auch die Gegner ohne Uniform seien, andere spielten selbst Kommandant und gelangten so aus der Kaserne. Wieder andere liessen sich nicht einfach von irgendwelchen Leuten in Unterhosen etwas anschaffen.

Und so brach die militärische Ordnung vollig zusammen.

Tipp: Handelsblatt - Ursachen der Finanzmarktkrise: Des Kaisers neue Kleider

Sonntag, 5. Juli 2009

Der Antiegoist

Er ging immer von den anderen aus. Was sie wollten das tat er, was sie fragten das beantwortete er, was sie sagten dem hörte er zu, was sie von ihm erwarteten das erfüllte er, was immer er sollte das tat er, wie immer er sein sollte so war er.

Er war ein braves Kind, ein lieber Bub, ein guter Schüler, ein pflegeleichter Nachbar, der beste Mitarbeiter und der beste Soldat. Er war für alles zu haben und für nichts zu schade. Und er war ein guter Gedankenleser.

Aber er brauchte immer jemand der ihm sagte was er tun sollte oder der ihn in ein Gespräch verwickelte. Alleine war ihm langweilig, alleine begann der zu lesen oder fern zu sehen. Und er konnte es nur dort aushalten wo ihn alle beschützten, denn überall anders musste er sich fürchten, sich fügen und leiden.

Und er konnte keine Frau für sich finden, denn die die ihn kommandierten gefielen ihm nicht, und die die ihm gefielen die fingen nichts mit ihm an, und er konnte nichts mit ihnen anfangen, denn das hatte er nie gelernt.

Aber irgendwie schaffte er es, die Welt auszutricksen und in dem Schlamassel zurecht zu kommen. Er gestaltete seine Umwelt so, dass sie ihn dorthin führte wo er hin wollte. Den Sternen übertrug er die Aufgabe, seine Ziele zu bestimmen, dem Schicksal lastete er alle Fehler und Zwänge an, und für die Sache mit den Frauen trickste er mit Gott, den Eltern und anderen Leuten, die eine Verbindung vermitteln sollten.

Musiktipp: 50 Cent - Wanksta

Samstag, 4. Juli 2009

Antipoden

Einst war ein Planet, dessen Landmasse sich in zwei grosse Kontinente gespalten hatte. Auf dem einen Kontinent lebten die Egoisten, auf dem anderen die Alturisten.

Die Egoisten waren wenige an der Zahl, gross und stark, und sie waren darauf bedacht immer grösser und stärker zu werden. Sie mussten das auch, um sich im harten Wettbewerb gegeneinander bestehen zu können. So hatten sie hohe Fertigkeit in der Entwicklung von Werkzeugen und Waffen, sie beuteten dazu die Rohstoffe ihres Kontinents aus, verschmutzten Boden, Wasser und Luft ihres Kontinents und nur aus der Not heraus bremsten sie sich etwas ein. Aber durch die schlechte Lebensqualität hatten sie sehr zu leiden.

Die Altruisten waren viele, sie liebten ihre Kinder und überhaupt alle Menschen. Sie kannten nur Altruisten. Sie gingen auch sorgsam mit ihrer Umwelt um, achteten auf nachhaltige Nutzung und lebten friedlich zusammen. Dazu entwickelten sie viele Hilfmittel, Musik, Gesang, Malerei, nicht zuletzt die Kochkunst. Es wurde ihnen allerdings im Laufe der Zeit langweilig, waren doch die Abläufe in ihrem Leben immer gleich und die Herausforderungen gering. Nur die zweitweise aufziehenden dunklen Wolken machten ihnen Angst, aber was konnte man schon tun als sich trösten und Hoffnung spenden.

Eine Wende geschah, als die Egoisten in ihrer Not wagten, mit Schiffen in'die unbekannte Weite des Meeres vorzustossen. Es war eine weite und schwere Farht, nur wenige der Schiffe schafften es bis zum Kontinent der Altruisten. Was sie dort sahen, beeindruckte sie sehr. Freundliche Menschen, gutes Essen wurde ihnen freigiebig angeboten, überall war es grün und die Luft war gut. Die Egoisten waren aber nicht gekommen um sich verwöhnen zu lassen, sie suchten nach Rohstoffen und versklavten dazu auch einige der Altruisten, die in Gegenwehr nicht geübt waren und alles wie willenlos über sich ergehen liessen. Doch sie waren keine guten Arbeiter, und die Ausbeute an Rohstoffen war sehr gering, sodass die Egoisten das Interesse verloren.

Sie nahmen nur einige der Altruisten und einige ihrer Kultobjekte mit auf ihre Schiffe, als Schauobjekte, um doch noch Profit aus ihrem Eroberungszug ziehen zu können. Auf dem Kontinent der Egoisten wurden die seltsamen Kunstwerke der Altruisten bestaunt, und ihre Verhaltensweisen belächelt. Lediglich die Erzählungen von den vielen Menschen die auf dem Kontinent der Alturisten friedlich und gesund zusammen lebten weckte eine leise Sehnsucht. Und die Altruisten, anfangs zutiefst beängstigt, verstört und abgestossen von den Egoisten, erkannten doch auch eine gewisse Qualität in ihren Werkzeugen und Bauten, die auch das Leben auf ihrem Kontinent noch verbessern könnte. Und so entwickelte sich im Laufe der Zeit eine rege Handelsbeziehung zwischen den beiden Kontinenten, in der sie lernten ihre Stärken auszutauschen und ihre Schwächen zu schützen.

Tipp: Antipoden Projekt

Freitag, 3. Juli 2009

Ewige Kinder (und ihr Vater)

.. in der Kirche: "Gott wir bitten Dich, hilf uns in diesen schweren Zeiten!"

(Sorry, ich bin draus. Ihr seid alt genug um für euch selber zu sorgen.)

... im Parlement: "Wir fordern höhere Löhne und Pensionen!"

(Von wem eigentlich?)

... im Haushalt: "Ich will diese alte Pfanne nicht mehr sehen!"

(Ja, und, was tust Du jetzt?)

... in der Fehlersituation: "Das darf doch nicht wahr sein!!!"

(Wer sagt, dass es wahr ist?)

Tipp: hpd - Infantilisierung durch Konsumkapitalismus (Buchrezension)

Donnerstag, 2. Juli 2009

Besser Allein

Er hatte schon viele Kontakte mit verschiedenen Menschen gehabt.

Manche waren gut zu ihm gewesen, freigiebig, aber dann forderten sie etwas dafür oder waren enttäuscht gewesen weil er irgendwelche Erwartungen von ihnen nicht erfüllte. Oder sie wollten sich mit etwas aufdrängen und wenn er es nicht annahm waren sie beleidigt.

Andere wollten etwas von ihm und gaben aber nichts zurück. Schlimmer, manche bedrohten ihn um von ihm zu bekommen was sie wollten. Wie auch immer es war, es war immer ein Verlust, weil man viel aufwenden musste um nicht noch mehr zu verlieren.

Und so erkannte er dass es besser ist, allein zu sein.

Musiktipp: Anastacia - Left Outside Alone

Mittwoch, 1. Juli 2009

Der gesenkte Blick 2

Einst strebten die Menschen nach dem höchsten Ziel, Geld nannten sie es, das Versprechen war paradiesisch, Reichtum, Erfolg, Zusammenarbeit aller Menschen, gesicherte Pension. Der Weg war leicht, man ging zur Arbeit, produzierte Güter, bekam dafür Geld dass man dann in den Einkaufszentren wieder ausgab, und schon war man ein guter, kaufkräftiger Konsument.

Doch als die Zeiten schlechter wurden, stolperten sie.

Geld half ihnen nicht dabei, die Produktion auf die Bedarfe abzustimmen, und so gab es in manchen Bereichen Überproduktion und in anderen Mängel. Das Profitstreben liess sie vergessen dass man, wenn man viel leistet um viel Geld anzusammeln, danach eigentlich garnichts mehr hat ausser Papier. Und die Einkaufszentren mit ihren ausgewählten Marken und Spezialitäten konnten die einfachsten Sachen nicht mehr anbieten, irgend etwas zu reparieren war unbezahlbar.

Die Menschen senkten den Blick, statt zu den Zahlen blickten sie zur Erde.

Dort sahen sie viele Mängel, in der Wirtschaft, im Transport, in den Beziehungen, in der Moral, in allen Dingen des gemeinsamen Lebens. Sie begannen dort etwas zu verbessern, und konnten daraus grosse Vorteile für ihr Leben gewinnen. Sie hofften nicht mehr auf das Geld sondern achteten darauf was sie jetzt für sich tun konnten. Sie begannen wirklichen Wohlstand anzuhäufen, einen, der ihr Leben lebenswert machte.

Geld sahen sie keines mehr, und sie wollten auch keines mehr wahrhaben.

Tipp: Mein Parteibuch Blog - US-Imperialismus kurz erklärt