Mittwoch, 30. September 2009

Moralverlust

Kurt war am Land aufgewachsen, auf einem Bauernhof. Dort hatte er gelernt wie das Leben seinen Lauf geht, Jahr für Jahr. Was man säät, das erntet man. Und das war für ihn kein Sprichwort, sondern Alltag gewesen. So hatte er ein ganz natürliches Moralverständnis, dem zufolge er auf die Umwelt achtete, dem zufolge er Vorräte anlegte, und auf nachhaltige Wirtschaft Wert legte.

Als Kurt in die Stadt zog, änderte er nichts an seiner Einstellung, wobei er auf vieles selber nicht mehr acht geben musste, da es andere taten. Im Supermarkt gab es das ganze Jahr über alles zu kaufen, die übernahmen die Vorratshaltung. Die Lebensmittel wurden von Bauern geliefert, die hatten die nachhaltige Wirtschaft, und auf die Umwelt achteten auch alle, inclusive der Müllabfuhr.

So dachte sich das Kurt anfangs, oder eigentlich dachte er sich garnichts sondern merkte erst im Laufe der Zeit, dass es garnicht so war. Vielen Menschen war es ganz egal, ob irgend ein Bauer nachhaltig wirtschaftete oder ob irgendwo Vorräte gelagert waren oder wo der Müll hin gebracht würde. Hauptsache es gab etwas zu kaufen und der Müll wurde weg gebracht.

So entsetzt Kurt anfangs über diese Verantwortungslosigkeit der Menschen war, so viel besser als die Anderen er sich dabei selbst fühlen konnte - er musste feststellen, dass er selber kaum etwas daran ändern konnte wie andere ihr Leben gestalteten. Und so beschloss er schliesslich, es selbst genauso zu machen und einfach nur auf das zu achten was er in seiner Umgebung erlebte und tat. Sollten sich doch andere darum kümmern dass, falls durch das Verhalten aller Einzelnen Probleme entstanden, eine Lösung initiiert werden würde.

Musiktipp: Coldplay - High Speed

Montag, 28. September 2009

Individuation und Sozialisation des Wissens

Einst hatten die Götter alles gesehen und alles gewusst. Doch nachdem sie sich in heiligen Kriegen zerstritten hatten, wer denn nun der wäre dem man glauben müsste, begannen anderen, die selbst keine Götter waren und nicht an den Streitigkeiten beteiligt waren, Schiedsgerichte abzuhalten, Gesetze aufzustellen, auf dass sich die Götter nicht mehr so oft in die Quere kämen beim Versuch sich wechselseitig ihre Gläubigen abspenstig zu machen.

Es waren dann auch keine Götter mehr, sie wurden zu Wissenschaftlern degradiert. Jeder von ihnen musste sich mit dem Blick auf einen kleinen, dafür aber eigenen Teil der Welt begnügen. Ausserdem musste jeder von ihnen seine Ansichten genau dokumentieren, so dass es bei Streitigkeiten zwischen zwei Wissenschaftlern möglich war festzustellen wer recht bekam und wer nicht.

Wenn also die Wissenschaftler so ihren Blicken auf die Welt folgten, dann beschritten sie dabei gewisse Wege. Welche, das wussten sie vorher nicht, denn jeder Wissenschaftler suchte zwar nach etwas bestimmtem, aber er wusste ja vorher nicht, wo er es überall finden würde. Und so sammelte ein jeder seine eigenen Erfahrungen an und Kompetenzen in seinem speziellen Bereich.

Je mehr sich die Wissenschaftler auf ihre eigenen Bereiche konzentrierten, desto weniger konnten sie sich untereinander verstehen. Das führte dazu dass, immer wenn es irgendwo ein komplexeres Problem zu lösen galt für das man mehrere Spezialisten brauchte, sich diese nicht verstanden und es ihnen nicht möglich war, ihre jeweiligen speziellen Kenntnisse miteinander zu verbinden. Es passte einfach nichts zusammen.

Es waren wieder die anderen, die die Verwirrung lösten. Die Menschen, welche die Spezialisten für die Lösung ihrer Probleme zu Hilfe gerufen hatten, erkannten nämlich mit der Zeit, wessen Ratschlag für welchen Teil des Problem am geeignetsten war. Und so leissen sie die Fachleute nicht mehr lange untereinander diskutieren, sondern stellten jedem getrennt jene Fragen von denen sie erwarteten dass er sie beantworten würde können.

Tipp: Wikipedia - Sozialisation

Sonntag, 27. September 2009

Totale Tradition

Einst hatte die totale Tradition die Bibel in Beschlag genommen. Alle Menschen mussten in die Kirche gehen um zu hören wie aus der Bibel gelesen wurde, alle Menschen mussten zumindest Halbsätze aus der Bibel aufsagen können. Wem nicht in verschiedenen Situationen Zitate aus der Bibel einfielen, wurde gering geachtet, und Wer nicht zumindest "Ich glaube an Gott" sagen konnte, wurde ganz aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Die Übermittler der Tradition dagegen mussten hoch geachtet werden, denn sie konnten entscheiden, wer auf- oder abgewertet wurde oder wer aus der Gesellschaft ausgeschlossen wurde.

Irgendwann schafften es die Menschen, sich aus dem Zwang der Tradition zu befreien und es waren wieder andere Redeweisen erlaubt. So konnten die Naturforscher endlich sagen, was sie gesehen hatten, so konnten endlich wieder Entdeckungen gemacht und überbracht werden. Aufklärung wurde diese Zeit genannt.

Doch die Tradition griff erneut zu. Diesmal nahm sie von den Schriften der Naturforscher in Besitz, und diese wurden an Schulen und Universitäten verbreitet. Wer sie korrekt wieder geben konnte wurde hoch geschätzt, wer nicht, wurde gering geschätzt. Und wer die Schule nicht schaffte wurde de facto aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Aber die Übermittler des Wissens mussten hoch geachtet werden, denn sie entschieden über die beruflichen Chancen in der Gesellschaft.

Und sie waren stolz auf die Errungenschaften der Aufklärung und dass sie die die alte Tradition überwunden hatten. Sie waren modern und aufgeklärt.

Tipp: Wikipedia - Sisyphos

Samstag, 26. September 2009

Expertitis

Heinrich wollte Physiker werden. Dazu studierte er an der Universität Physik. Es ist ein schweres Studium, man muss Mathematik beherrschen, physikalische Formeln, die Laborausrüstung, uvm.

Heinrich war ein erfolgreicher Student. Er tigerte sich durch alle Feinheiten der Mathematik, konnte so die physikalischen Formeln, die er gelernt hatte, auch lösen, und manche sogar weiter entwickeln. Auch im Labor machte er gute Figur, durch seine ruhige Hand konnte er auch die feinen Instrumente problemlos bedienen und so saubere Messergebnisse zustande bringen.

Nur etwas vermisste Physiker Heinrich ein wenig, auch wenn es nur ein vages Gefühl war und er garnicht wusste was er vermisste. Es war die Natur. Er hatte nie im Wasser geplantscht, nie eine Nacht lang die Sterne beobachtet, war nie durch die Berge gewandert, hatte nie aus verscheidenen Materialien etwas zusammengebaut. All das, er kannte die physikalischen Eigenschaften und die formelmäßigen Zusammenhänge, er hätte alles berechnen können. Aber eigentlich wusste er nicht, was ausser den Formeln und Messgeräten war. Und wenn jemand fragte wie man die physikalischen Entdeckungen verstehen könne, sagte er nur, dass das für gewöhnliche Menschen schwer vorstellbar sei.


Tipp: ORF ON Science - Sprechen Sie Wissenschaft?

Freitag, 25. September 2009

Ichdu

Für das Ichdu waren allen Menschen gleich, es war selbst so wie alle anderen, und mit allen anderen die wie Ichdu waren, verstand es sich ganz selbstverständlich.

Aber dann traf es Menschen, die waren so verrückt, so böse, so dumm, oder auch so gescheit, so klug. Ichdu konnte das nicht verstehen.

Wie konnten manche nur so verrückt sein, erst etwas zu kaufen und sich dann darüber zu ärgern dass es so war wie es war? Wie konnten manche so klug sein und von Dingen reden die nicht da waren aber dann doch eintrafen?

Als Ichdu eines Tages wieder einmal erlebte wie sich jemand so seltsam verheilt, fragte es ihn: warum machst Du so etwas, das verstehe ich nicht.

Die Antwort war einfach. Ich bin nicht Du.

Musiktipp: ABBA - Knowing Me, Knowing You

Mittwoch, 23. September 2009

Der vollkommene Markt

Einst schenkte Gott den Menschen den vollkommenen Markt.

Die Gutmenschen nahmen das Geschenk Gottes an und begannen zu tauschen, auch über grössere Entfernungen miteinander zu handeln, und so entstand eine Gesellschaft in der sich jeder auf das konzentrieren konnte was er besonders gut konnte. Es war ein grosser Fortschritt im Wohlstand.

Doch der Teufen bemerkte, dass zur Vollkommenheit etwas fehlte.

Die Bösmenschen waren Feuer und Flamme, erst hinterhältig, dann immer offener wurden sie aktiv. Sie spekulierten mit den Bedürfnissen und Nöten anderer, sie streuten Falschinformationen und Gerüchte in den Markt, nutzten dunkle Kanäle um die Gesetze des Marktes zu unterlaufen, und kamen so zu immer mehr Anteil am Reichtum des Markes, während die Gutmenschen zusehends in Schulden gerieten und gar am Geschenk Gottes zu zweifeln bekannen.

Gott konnte dem nicht länger tatenlos zusehen, es kam zum Endkampf.

Gott führte Heerschaaren himmlischer Engel in's Feld, die mit scharfen Schwertern die Machenschaften des Teufels zertrennten welche den Markt verzerrt hatten. Der Teufel konterte, er ließ das Chaos ausbrechen. Ganze Märkte stürzten in Verwirrung, und die Schwerter der Engel konnten dem Chaos nichts anhaben.

Diese mythologischen Streitigkeiten können ewig dauern.

Die Menschen nahmen also ihr Glück selbst in die Hand und beschlossen, zu tun was nötig war um den Markt aufrecht zu halten, und zwar so dass alle Menschen damit zurecht kommen konnten. So wurde der Markt recht bunt und vielfältig, nicht mehr so grossartig wie es Gott gewollt hätte, aber auch nicht so fies und bösartig wie der Teufel das initiiert hatte.

Tipp: Wikipedia - Vollkommener Markt

Dienstag, 22. September 2009

Kriegsseele

Im Dorf war Unruhe ausgebrochen. Nachdem manche begonnen hatten, fixe Ansprüche auf Teile der Ernteerträge zu stellen, begann ein Gerangel darum, wer das meisste hatte. Solche Vergleiche hatte es zwar immer schon gegeben, aber jetzt eskalierte das so weit, dass man sich zu streiten begann, einer den anderen schädigte um selbst vorne sein zu können.

Die kriegerischen Zustände wurden dann auch nach aussen getragen, jene die im Dorf nicht erfolgreich genug werden konnten, begannen in Nachbardörfern auf Raubzug zu gehen um mithalten zu können. Die Beziehungen waren bisher firedlich gewesen, aber nun begannen Konflikte zwischen Dörfern, man begann Waffen zu entwickeln und Wälle zu errichten.

Dörfer, die noch in der alten, ruhigen Lebensweise blieben, wurden als rückständig angesehen, unterworfen und zur Zahlung von Abgaben gezwungen, während jene Dörfer, die kriegerisch geworden waren, zu Burgen heranwuchsen, die nicht mehr mit Landwirtschaft beschäftigt waren sondern mit der Verwaltung der unterworfenen Ländereien und dem Krieg gegen andere Brugen.

Die Menschen in den Dörfern aber, die Verlierer dieses Kriegszustandes, begannen zu beten und zu hoffen dass letztlich all die Wirren und Nöte nicht umsonst sein würden, im Vertrauen darauf dass selbst jene Menschen, welche sie derzeit unter Druck setzten, und welche sich gegenseitig begriegten und sogar töteten, dass auch diese Teil des im Grossen und Ganzen doch Guten seien.

Tipp: Spiegel.de - Politiker verschlafen die Kapitalismus-Revolution

Montag, 21. September 2009

Herausforderung Reichtum

Es war eine erfolgshungrige Generation, die sich auf die neu gewonnenen Möglichkeiten des Finanzmarktes stürzte. Die anfänglichen Erfolge waren leicht zu erringen, aber der Wettbewerb war dennoch hart, und so schafften es doch nur wenige, reich zu werden.

Aber diesese wenigen wurden superreich, während die meissten anderen zurückfielen, sogar verloren, so dass für die der anfangs so hoch gelobte Finanzmarkt zu einer negativen Entwicklung wurde. Die ganze Wirtschaft drohte zu zerbrechen, da die wenigen Reichen ihr Geld nicht ausgaben, sondern durch immer weitere Spekulationen zu mehren suchten.

Als dann auch noch, durch den Zusammenbruch der Wirtschaft, die Mehrheit auch noch diese Schäden zu bezahlen hatte, während die Reichen die Situation benützten um billig einkaufen zu können, wurde es der Mehrheit zu viel. Es begannen Unruhen, eine Revolution wurde ausgerufen, ein Bürgerkrieg begann zwischen den Privatarmeen der Reichen und den Verlierern des freien Marktes.

Erst nach langen Kämpfen und Reibereien kam es zu einem Waffenstillstand, die Fronten blieben verhärtet. Es dauerte noch eine weitere für viele Menschen als sehr lange empfundene Zeit, bis die Reichen bemerkten, dass sie sich selbst schadeten. Ihr Reichtum minderte sich nämlich zusehends, die Verteidigung kostete viel Geld, während wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage kaum neues dazu zu verdienen war.

Und so besann man sich nach und nach der Verantwortung des Reichtums und begann, ihn für die Ziele der Allgemeinheit einzusetzen. Einst war dies als Altruismus gelobt worden, seine Missachtung, der Geiz, schon als moralisches Problem erkannt. Doch in der Zeit des Wettbewerbs hatten diese Werte nicht mehr gepasst und waren als veraltet verworfen worden.

Nun aber erkannte man, der Erfolg der Besten ist die Art und Weise, wie im Leben die Anführer ausgewählt werden. Und die Anführer müssen sich ihrer Verantwortung, ihrer Rolle bewusst werden. Insbesonders dem Wandel von ihrer Konkurrenz um den Erfolg, hin zum verantwortungsvollen Einsatz der in Wirklichkeit gegebenen Rolle - denn wenn sie diese Verantwortung nicht erfüllen, wird ihnen die Rolle wieder genommen.

Tipp: Manager-Magazin - Müllers Welt: Zerstört der Super-Kapitalismus die Demokratie?

Sonntag, 20. September 2009

Früchte des Zorns

Die Menschen hatten eine vergnügte Zeit, die Felder waren reich bestellt, die Ernte gut. Man lebte, feierte, prasste. Denn wozu hätte man denn den Reichtum, wenn man ihn nicht zur Schau stellte?

Doch dann kam eine schwierige Zeit, die Ernten gingen zurück, die Menschen hungerten, die Jungen waren frustriert. Solche Reichtümer wie sie glaubten verdient zu haben konnten sie nicht bekommen.

Dieser Anblick erzürnte die Götter. Wütend wiesen sie die Menschen an, dass sie von nun an sparen mussten, Vorräte anlegen wann immer sie mehr hatten als sie gebrauchen konnten, statt zu prassen.

Die Menschen taten wie ihnen geheissen wurde, und es war zu ihrem Vorteil, sie konnten Schwankungen besser ausgleichen, und auf diese Weise ging es ihnen auch in schlechteren Zeiten gut.

So gut dass sie im Laufe der Zeit wieder zu Überfluss kamen, und damit nicht mehr erkennen konnten wozu man sparen sollte, dass ihr Wohlstand auf Sparsamkeit beruhte. Die nächste Krise folgte.

Die Götter, bekamen einen noch viel grösseren Wutanfall. Hatten sie nicht schon einmal erklärt was zu tun sei? Aber, nachdem ihre Wut abgeklungen war, kamen sie zum Schluss dass sie die Menschen überforderten.

Und so sagten sie den Menschen, sie müssten Buch führen über alle ihre Ernteerträge und ihre Bedarfe, über deren Verlauf über die Jahre hinweg, um sich ein Bild verschaffen zu können über ihre Lage.

Tipp: Nulldefizit: gibtÄs keine Alternative zum Sparkurs? (2000), Kleine Zeitung - Zinsen für Staatsschuld höher als Unterrichts-Budget (2009), Staatsschulden der Republik Österreich (aktuell)

Samstag, 19. September 2009

Unter Realisten

Wilhelm war es gewohnt, zielorientiert vorzugehen. Er vereinbarte Ziele mit anderen, oder stellte sich selber vor, was werden sollte, und tat dann etwas, um dort hin zu kommen.

Doch als er in eine andere Gegend kam, und er dort Ziele vorschlug, sagten die immer "das ist unrealistisch". Wilhelm konnte das nicht verstehen, waren es doch ganz gewöhnliche, erreichbare Ziele.

Mit der Zeit bemerkte er aber, dass diese "Realisten" sich nie Ziele setzen sondern nur miteinander tauschten oder etwas taten mit Dingen die gerade da waren.

Und alles was darüber hinaus ging, machten sie auf seltsam komplizierte weise, indem einer den anderen oder auch Gruppen von Realisten mit etwas lockte, oder gar verängstigte.

Er aber fühlte sich davon nur gegängelt, wollte weder behandelt werden wie ein Esel mit einer Karotte, noch andere so behandeln. Und so zog Wilhelm wieder weiter.

Tipp: Grundlagen des ökonomischen Denkens - Anreize im Arbeitsmarkt

Freitag, 18. September 2009

Alte Erfolge

Sein Leben lief so vor sich hin, selbstgenügsam, ruhig, im Grunde ereignislos. Es ging nichts weiter. Irgendwann bemerkte er: Ich entwickle mich nicht!

Er begann zu suchen, las sogar in der Bibel - die Schöpfungsgeschichte - und fand: Ich brauche ein neues Erfolgsmodell. Er erinnerte sich an den Spruch der Aboriginies, "Schöpfungszeit ist immer". Schöpfung ist ein Prozess, das hatte er in der Zwischenzeit fast vergessen.

Und so begann er, neue Dinge zu probieren, sich mit Themen zu beschäftigen die neu für ihn waren. Bei denen er so ungeschickt war wie es Anfänger eben sind. Bei denen er sich anfangs schämte, errötete, wenn er als erwachsener Mensch so ungeschickt war wie ein kleines Kind und andere ihn dabei beobachten konnten. Bei denen er mehr auf sich selbst statt auf die Ergebnisse achten musste um weiter zu kommen.

Alles muss immer wieder neu werden, das war ihm klar. Und anders als in seiner Kindheit konnte er sich diesmal selbst bei der Entwicklung beobachten.

Musiktipp: Beginner - Fäule

Mittwoch, 16. September 2009

Der verlorene Sohn 2.0

Er war seinem Vater immer ein treuer Sohn gewesen, hatte stets seines Vaters Lehren geehrt, seine Anweisungen befolgt, so dass sein Vater stolz auf ihn war.

Doch irgendwann wollte er nicht mehr. Er begann seinen Vater zu hassen, lief davon, und wollte weder von seinem Vater noch von seines Vaters Lehren je wieder etwas wissen.

Er lebte von seinen Ersparnissen, tat was er wollte... und er wollte eigentlich nichts wissen von der Welt. Er vernachlässigte sich, seine Ernährung, seine Körperpflege, seine sozialen Kontakte.

Er wusste, sein Vater hatte ihm alles gesagt was er tun musste, und er wusste dass er ein schönes Leben führen würde, wenn er alle diese Anweisungen befolgte. Aber er wollte keine Anweisungen mehr befolgen.

Und irgendwann, als es ihm schlecht genug ging, begann er zu erkennen, zu spüren, was ihn schädigte, was ihn aufbaute, und welche seiner Verhaltensweisen es waren die ihn schädigten oder aufbauten.

Was er fand, war nicht viel anders als das, was ihm auch sein Vater schon gesagt hatte, und die Leute meinten, er hätte endlich wieder zu seinem Vater gefunden. Aber er hatte zu sich gefunden.

Tipp: Die Bibel - Gleichnis vom verlorenen Sohn

Dienstag, 15. September 2009

Dumme Haltung 2

Er hatte in der Schule gelernt, auf das zu achten was die Lehrer sagten, das zu erkennen was sie wollten, um dann das sagen und schreiben zu können, was sie erwarteten.

Er kam zum Militär und wurde der beste Soldat.

Er kam an die Universität und wurde zum besten Studenten.

Er kam in einen Beruf und wurde zum besten Mitarbeiter.

Er kam in die Discothek und wusste nicht was er tun sollte. Es gab keine Frauen bei denen er erkennen konnte was sie von ihm wollten und was er sagen konnte. Ausser ganz wenige, aber die gefielen ihm garnicht. So leis er das bleiben.

Er kam in eine berufliche Position wo er andere anleiten und prüfen sollte, aber das ging nur wenn er etwas anleitete was die anderen hören wollten, oder wenn die Prüfung zu einem Ergebnis führte das die anderen aufnehmen wollten. So begann er diese Aufgaben zu umgehen.

Er kam in die Situation, wo er für sich selber hätte sorgen sollen, ein selbstständiges Leben führen. Aber das ging nicht weil niemand da war der von ihm erwartet hätte was er für sich selber tun sollte, ausser seinen Eltern. Also zog er zu seinen Eltern und leis sich sagen was er zu tun hatte.

Er hätte seine Haltung ändern sollen, aber das ging nicht weil alle erwarteten dass er seine Haltung beibehielt, weil er sich in einer Umgebung befand die deshalb funktionierte weil seine Haltung so war wie sie war.

Musiktipp: Rosenstolz - Ich bin Ich (Wir sind Wir)

Montag, 14. September 2009

Wissen aus zweiter Hand

Die Schüler lernten Physik. Sie lernten zwar nichts von die Materie, aber, wie man darüber sprach und rechnete. Sie erkannten die Symmetrien der abstrakten Gesetze und glaubten dass das eine Eigenschaft der Materie selbst sei. So konnten sie alle Fragen beantworten, und jene die später Lehrer wurden, konnten ihr Wissen auch weiter geben.

Die Studenten lernten Jus. Sie lernten zwar nichts von Gerechtigkeit, von der Kunst Streitigkeiten zu schlichten und gesellschaftlich produktive Zustände herzustellen, aber sie konnten die Gesetze, Rechtssprüche, die Organisationsformen und Gepflogenheiten des Rechtswesens. Und das war umfangreich genug.

Die Studenten lernten Ökonomie. Sie lernten zwar nichts über Wertschöpfung, aber Geldtheorie, Vertragsrecht, Marktorganisation, Preisfindung und Kostenrechnung. Das war alles sehr wichtig, denn die Finanzwirtschaft hatte die Aufgabe, die Wirtschaft zu steuern und profitable Investitionen zu tätigen.

Die Schüler lernten Mathematik. Sie lernten zwar nicht, Dinge abzuzählen, abzumessen oder zu unterteilen. Aber sie lernten wie man am Papier und am Taschenrechner Zahlen addiert, multipliziert und anderes. Wie man Gleichungen mit griechischen Buchstaben hinschreibt und auflöst. Wenn man ihnen eine solche Aufgabe gab, konnten sie sie lösen.

Denn für die Prüfung genügt es.

Tipp: Wikipedia - Halbbildung

Sonntag, 13. September 2009

Geschichtenlose Zeit

Zur Zeit der grossen Geschichten machte man sie, die Mythen und Märchen, die Theaterstücke und Heldenlieder. Breit angelegt, ausgefüllt mit Figuren, Wendungen, Bildern und verstecken Hinweisen. An regnerischen Tagen erzählte man sie, an gemütlichen Abenden am Feuer, bei gesellschaftlichen Anlässen führte man sie auf.

Dann aber kam die Zeit der Gesetze und Kommandos. Die alten Geschichten wurden verworfen, sie waren alle falsch, konnten nicht belegt werden und konnten nicht kommandiert werden. Es waren nur Märchen, die Inhalte fiktiv, die Personen historisch nicht erwiesen, die Bedeutung unverständlich.

Es erzählte auch niemand mehr Geschichten, man hatte sowieso für alles Erwartungen, und wenn diese nicht erfüllt wurden gab es Klagen. Recht und Ordnung musste herrschen, dem hatte sich die Welt zu beugen. Die einzigen Geschichten waren jene der Bibel, aber das waren keine Geschichten sondern das war Die Wahrheit.

Tipp: FAZ.net - Und sie vergeht doch

Samstag, 12. September 2009

Dumme Haltung

Man hatte ihm immer gesagt, tue etwas für die Gemeinschaft, setze Dich ein. Er tat es, und es war gut. Aber als er in eine andere Situation kam, war es plötzlich so dass zwar alle nahmen was er gab, aber es kam nie etwas zurück. Er erkannte die dumme Haltung und stellte sich um auf Werbung, Verhandlung und Verträge.

Man hatte ihm beigebracht, ruhig zu sitzen, sich zurückzunehmen und nur zu sprechen wenn er aufgefordert wurde. Er tat es, und es war gut. Doch als er in eine andere Situation kam, führte es nur dazu dass er alleine übrig blieb, und zu sprechen anfangen konnte er nicht. Er erkannte die dumme Haltung und lernte, wie man Interaktionen beginnt und weiteführt.

Man hatte ihn gelehrt, es kommt auf die inneren Werte an, nicht auf den materiellen Besitz. Doch so wollte keine Frau etwas von ihm, nur die alten Menschen lobten ihn und hielten ihn für gut. Er erkannte seine dumme Haltung, erkundigte sich was Frauen wirklich brauchen, und erwarb sich ein persönliches Portfolio von Besitztümern, Fähigkeiten und Qualitäten.

Er war völlig in die Irre geleitet worden, von Menschen die im guten Glauben waren, ewige Werte zu vertreten. Das waren noch Zeiten, als die Ewigkeit so lange dauerte wie die Erinnerung, und diese Erinnerung auch mangels Aufzeichnungen nicht weiter reichte als zu den Erzählungen des Großvaters. Das waren noch Zeiten, als die Menschen nie über ihren eigenen Kulturkreis hinaus gekommen waren und deshalb ihre Werte für absolut gültig halten konnten. Damals war die Welt noch klein gewesen, ein Dorf. Jetzt ist es eine Stadt, und viele Dinge sind anders geworden.

Musiktipp: Scorpions - Wind of Change

Freitag, 11. September 2009

Zauberlehrling

Manuel hatte schon von Gott gehört, als er noch sehr klein war. Er war sofort fasziniert von der Idee und beschloss, es Gott gleich zu tun. Er wollte alles sehen, alles lieben, alles gut finden.

Es war aber schwer, denn viele fürchterliche Dinge geschahen. Wie konnte er da derartiges schaffen? Es ging nicht, aber er konnte so tun als ob! So hielt er sich immer aus dem Trubel des Lebens zurück und beobachtete, so strahlte er immer ein Gefühl der Ruhe aus, nie brach er in Wut oder Hass aus.

Es war ein genialer Trick. Er beachtete einfach nur das, was er lieben konnte und gut fand, und alles andere ignorierte er. So war er immer ruhig und ausgeglichen und konnte sich voll auf das konzentrieren, was er gut fand. Sein Lebensweg führte ihn dorthin, wo er dies fand und anderes nicht. Und so konnte er scheinbar alles erkennen, liebten, gut finden.

Aber insgeheim fürchtete er sich vor allem anderen, vor allem das er nicht verstehen konnte. Es waren ganz alltägliche Dinge, vor denen er sich aber immer gedrückt hatte. Und so war er gezwungen bei dem zu bleiben was er kannte, und konnte nichts anderes mehr tun, und wusste auch nicht wie er das abstellen konnte, während sein Lebensweg sich immer weiter und weiter verengte.

Tipp: Wikisource - Der Zauberlehrling

Mittwoch, 9. September 2009

Die Rache des Fleisses

Die Fleissigen nannte man so, weil sie so fleissig waren. Jeder war bestrebt, in der Arbeit alles zu geben, sich voll einzusetzen für die Gemeinschaft.

Es war aber nur ein Arbeiterideal. Denn weil es für jemanden, der nichts tat, der keine Arbeit hatte, sehr schwer war in der Gemeinschaft der Fleissigen, nutzten die Verwalter der Arbeitsplätze die in schwierigen Zeiten aus, um Druck auszuüben so dass die Arbeiter länger oder billiger arbeiteten.

Nachdem dies zu oft geschehen war, organisierten sich die Arbeiter, gründeten Gewerkschaften, und konnten so die Machtverhältnisse umdrehen. Dann übten die Gewerkschaften Druck auf die Verwalter der Arbeitsplätze aus, um auch trotz schwieriger Zeiten niemand zu entlassen. In der Folge wurden aber die Betriebe unrentabel und es konnten nur noch schwer neue Betriebe anfangen.

Irgendwann wurde ihnen bewusst, dass sie unter einem Arbeitszwang litten. Erst als der Status der Arbeitslosigkeit - dieser soziale Status wurde dann in Arbeitspause umbenannt - auch allgemein anerkannt wurde, fiel der Arbeitszwang weg und die Fleissigen konnten lockerer mit Zeiten wechselnder Arbeitslast umgehen. Und weil sie so fleissig waren, taten sie in der Pause auch nicht nichts, sondern das wofür in den Zeiten der Arbeit keine Zeit geblieben war: ihre privaten Angelegenheiten klären, sich weiter bilden, usw.

Tipp: AK - Wien - Arbeitslos: Was nun? (keine Angst, man wird betreut wie ein unselbstständiges Kind...)

Dienstag, 8. September 2009

Die (Un)unternehmer

Die Unternehmer waren sehr umtriebig, fanden immer etwas zu tun um die Welt zu verbessern und so ihren Reichtum zu mehren.

Damit auch andere sich an ihren Unternehmungen beteiligen konnten, begannen sie ihre Unternehmen zu systematisieren.

Und so kam es, dass immer mehr Besitzer die Unternehmen führten. Sie besassen den angehäuften Reichtum, verteidigten ihn gegen andere und versuchten ihn zu mehren, indem sie den Reichtum anderer zu kriegen suchten.

Weil die Besitzer aber nichts unternahmen sondern nur den bestehenden Besitz anhäuften, zerteilten und verbrauchten, wurde er immer weniger.

Da erkannten die Unternehmer eine neue Möglichkeit, die Welt zu verbessern. Sie begannen, den Besitzern vorzzeigen was sie unternehmen konnten um neuen Reichtum zu schaffen. Sie wurden zu Modellunternehmern.

Tipp: WKO - Franchise

Montag, 7. September 2009

Copy & Paste

Wilhelm war sehr fleissig, wollte alles lernen über die Menschen und ihre Kultur. Er tat das, was alle taten, er tat das was man wertvoll nannte. Er machte alles nach, imitierte die Erwachsenen.

Als er dann selber alt genug war, begann er von sich aus zu tun und zu sagen, was er vorher gelernt hatte. Er begann sich wie ein Erwachsener zu benehmen. Anfangs war er sehr stolz darauf, dass er alles so gut gelernt hatte und nachmachen konnte.

Doch mit der Zeit merkte er, dass vieles zu ungünstigen Effekten führte. Manche Menschen behandelte er schlecht, manche behandelten ihn schlecht. Gewisse Lebensbereiche liefen sehr gut, andere bleiben vernachlässigt.

So begann er an der Kultur der Menschen zu zweifeln. Er begann zu bemerken, dass die anderen Menschen garnicht für die Kultur lebten, sondern die Kultur für ihr Leben einrichteten. Er wachte auf. Er begann zu verstehen, wieso wer was zur Kultur beitrug oder auch nicht. Und weil er vorher so sehr eins mit der Kultur gewesen war, konnte er das sehr gut.

Tipp: Telepolis - Mensch oder Computer?

Sonntag, 6. September 2009

Rettet das System!

Es war eine bequeme Zeit.

Die Menschen hatten eine Gesellschaftsordnung gefunden in der alle gut Leben konnten, für alles war gesorgt, für alle Konflikte gab es Schlichtungsstellen, und wer soziale Konflikte suchte, fand sie im öffentlich zelebrierten Privatleben der Superstars oder in den Ungerechtigkeiten des Wetters.

Doch dann verschlechterten sich die Zeiten.

Einkommen sanken, manche wurden arbeitslos, waren auf die Hilfe anderer angewiesen. Das durfte nicht sein. Wer war schuld? Die Mächtigen der Politik, der Wirtschaft. Die Masse derer die es sich im Wohlstand gemütlich gemacht hatten und nichts mehr arbeiteten. Auf jedenfall die anderen.

Der Neid brach aus.

Man musste etwas tun. Das wichtigste war, dass die alten Umstände wieder her gestellt wurden. Damit die Angstreaktionen aufhörten. Damit die soziale Ruhe wieder her gestellt war. Damit man nicht vor dem Nichts stand. Denn wie sonst sollte es gehen, wie sonst sollte man sich organisieren, was sonst sollte man tun um Wert zu schöpfen / um die Situation zu verbessern ?, was sonst könnte man tun um dorthin zu kommen von wo aus man den Umgang mit der neuen Situation meistern konnte?

Aber diese Fragen stellte niemand, und so gab es auch keine Antworten.

Tipp: enveda - Empowerment für Traumaopfer - Das Körperschema der Angst auflösen

Freitag, 4. September 2009

Das weiche Universum

Als Gott begann das Univerzum zu schöpfen, war es zunächst ganz unordentlich. Und so begann er, Ordnung zu schaffen, er bemühte sich, eine vollkommene ordnung zu erreichen. Das Universum war schliesslich sehr sehr gross, und um da den Überblick behalten zu können, musste alles überall gleich sein, damit er sich auch alles gleichzeitig vorstellen und kontrollieren konnte. Aber das Universum war dann sehr starr geworden, an manchen Stellen war die Bewegung blockiert und die Randbereiche waren überhaupt ausgeschlossen.

So wurde das Universum langsam kalt und starr, und als er einmal unversehens daran stiess, zerbrach es.

Gott musste seine Schöpfung verbessern. Er lies die Vorgänge nicht mehr nur nach überall gleichen Regeln ablaufen, sondern gab allen Einzelteilen die Möglichkeit selbst zu handeln. Es sollte sich jedes mit jedem austauschen können. Und so kam wieder Leben in das Universum, die Sterne und Galaxien begannen sich zu bewegen und alles begann zu schwingen und zu schweben.

Wie Musik in Gottes Ohr, wie Gefühl in Gottes Gemüt.

Nur wenn es gar zu wirr geworden war, die Wellen zu brechen begannen und das Universum sich selbst zu zerstören drohte, machte er die Regeln wieder strenger. Aber nach einigen Durchgängen wusste das Universum so viel von sich selbst, dass es sich selbst stabilisieren und organisieren konnte.

Und Gott lehnte sich zurück und genoss die Früchte seines Werkes.

Musiktipp: Razorlight - Wire to Wire

Dienstag, 1. September 2009

Parteiziele

Wie findet man heraus, was von den Zielen, Idealen, Werbeversprechen einzelner Parteien zu halten ist?

1. Man glaubt dass nach gewonnener Wahl alles so wird wie angesagt.

Das endet mit einer Enttäuschung. Ausser in einer Diktatur, dort endet es mit Unterdrückung. Oder in einer Anarchie, dort gibt es keine Ansagen.

2. Man glaubt garnichts mehr, oder besser gesagt, man glaubt dass die alle ohnehin nur lügen.

Das endet mit der Enttäuschung der Politiker über die Politikverdrossenheit, mit einem Gewinn der extremistischen Parteien, und Vertrauensverlust in die Demokratie.

3. Man erkennt, dass es sich um Karikaturen handelt, die Charkterisitka sind überzeichnet.

Das endet mit der Erkenntnis, dass Ideale überspitzt formuliert sind und in der Verhandlung mit anderen Parteien bzw. mit der wirklichen Welt "ernüchtert" werden. Man erkennt dass Ziele manchmal realistisch angesetzt wurden, manchmal überzogen, und generell Verhandlungsposten darstellen. Und man erkennt wie viele Menschen es gibt die sich von Werbeversprechen verleiten lassen.

4. Man hat sich selbst auch schon Ideale, Ziele, Versprechungen gemacht und findet alles ganz selbstverständlich.

Darüber gibt es dann nichts mehr zu sagen.

Tipp: politfact.com - Obameter