Montag, 31. August 2009

Wie man Freunde erkennt

Herbert war immer ein braver Junge gewesen. Immer war er gefolgt. Immer wenn jemand gegrüsst hatten, hatte er zurück gegrüsst. Freundliche Menschen mochte er. Und wenn keiner gegrüsst hatte, hatte er auch nicht gegrüsst. Unfreundliche Menschen mochte er nicht.

Eines Tages ergab es sich wieder einmal, dass er gegrüsst wurde und er zurück grüsste. Doch den er vermeintlich zurück gegrüsst hatte, grüsste nun ihn zurück. Der hatte nämlich eigentlich jemand anderen gegrüsst, und nun gemeint dass Herbert ihn gegrüsst hatte.

Es war das erste mal dass die beiden sich gegrüsst hatten, denn beide waren bisher mit derselben Einstellung durch's Leben gegangen, abzuwarten ob jemand freundlich grüsste oder nicht. Und so waren sie bisher Unfreunde geblieben. Ab jetzt war das anders, und Herbert hatte gelernt wie man Freunde machen kann.

Tipp: Wikipedia - Deadlock

Sonntag, 30. August 2009

Zwei Wirklichkeiten

In Wirklichkeit stammt der Mensch vom Affen ab, sagt der Wissenschaftler weil er das so verstanden hat und will dass es andere auch verstehen statt an falschen Ansichten festzuhalten und deshalb falsche Entscheidungen zu treffen.

In Wirklichkeit stammt der Mensch nicht vom Affen ab, sagt der Hüter der Moral, weil er verstanden hat dass die Triebhaftigkeit der Menschen sie in's Unheil führt und er will dass sie das unterdrücken.

Tipp: Wikipedia - Dynamische versus statische Semantik

Samstag, 29. August 2009

Vom Haben zum Werden

Wer hat der hat. Und ist davon abhängig.

Wer ist der ist. Und kann nicht anders.

Wer kann der kann. Und wird nicht zufrieden.

Wer wird der wird. Und darf sich nicht wiederholen.


Tipp: Oekosophie.de - Haben oder Sein

Freitag, 28. August 2009

Gründe des Glaubens

Manche glauben an Gott.

Manche glauben blind an Gott.

Manche suchen Gott und finden ihn wieder.

Manche gehen in die Kirche weil man das tut.

Manche sparen sich das Theater und suchen das Glück in sich.

Manche wollen dass andere in die Kirche gehen und predigen Gott.

Manche folgen der Predigt, finden nichts und wenden sich enttäuscht ab.

Manche fürchten sich davor dass sich die Welt verändert und kämpfen dagegen.

Manche wollen die Welt verändern und gestalten die Rede von Gott so wie es ihnen gefällt.

Tipp: Wikipedia - Sozialkonstruktion

Mittwoch, 26. August 2009

Mit dem Segen des Unglücks

Verschlafener Morgen. Schneller Kaffee. Hastiger Weg zur Arbeit. Guten Morgen. Geschafft, erste Pause. Die Emails. Der Tagesplan. Konzentrierte Sachbearbeitung. Besprechung. Schnelle Mittagspause. Telefonate. Kundenbesuch mit Smalltalk. Nachmittagskaffe, die Kollegen reden auch gern. Ab nach Hause. Ein bisschen was kochen. Was läuft im Fernseher? Doch ins Internet.

Sind Sie glücklich? - Hmmm. Weis nicht.

Vor dem Donnerwecker aufgewacht, Phu! Früchstück heute nicht, gestern war keine Zeit zum Einkauf. Pech. Dafür schneller in's Büro. Vor dem Chef da, schindet sogar bei dem Eindruck. Ja! Massig Emails, schrecklich. Schnell durch mit Risiko... Besprechung, fad wie immer. Dafür schmeckt der Kaffe. Essen im Lokal, es war ein Platz frei, Jamm. Der Kunde. DER Kunde. Diesmal nicht, aber irgendwann krieg' ich ihn noch herum. Ab nach Hause. Obwohl, was tut sich Abends in der Stadt?

Sind Sie glücklich? - Ja, heute oft.

Tipp: monster.at - Diagnose BoreOut

Dienstag, 25. August 2009

Wertschöpfungsrelation

Es herrschte Chaos. Jedes Stück Ordnung war heiss begehrt, wer Ordnung zustande brachte wurde hoch geehrt. Und so strebten die Besten nach totaler Ordnung, das Chaos wurde gar bekämpft und verboten.

Und so kam die Stille.

Totenstille. Jede Regung des Chaos war lang ersehnt, wer Chaos anrichtete wurde von allen umjubelt, und so strebten die Besten nach ungezügeltem Chaos, die Ordnung wurde gar bekämpft und zerstört.

Bis man es wusste.

Tipp: servus.at - Freie Netze zwischen Anarchie und Hierarchie

Montag, 24. August 2009

Wie man sich selbst eine Falle baut

Einst hatte man ihn so sehr gelobt, den freien Willen, die Befreiung von den Trieben der Natur. Allerlei Mittel hatte man dazu verwendet, Gebete, heilige Bücher, prächtig wirkende Hallen. Und das Lob des Heiligen und die Abwertung der Natur, natürlich.

Heutzutage ist das anders, man untersucht die Natur mit den Methoden der Naturwissenschaft. Auch das menschliche Gehirn. Und was findet man? Keinen freien Willen, sondern diverse Systeme welche auf Reize reagieren. Wie sollte es auch anders sein, ist unsere Gesellschaft doch auf Anreize ausgelegt, von den reizen der Weiblichkeit bis zu denen des Geldes.

Aber, die Wissenschaft sagt zwar immer die Wahrheit aber nie die ganze. Weil sie immer auf einen bestimmten Bereich schaut. Die Zusammenhänge muss man sich selber denken. Und was findet man da? Träume und Vorstellungen, mit denen man sich selber reizen kann. Geheiligte Bücher, oder, heutzutage, bunte Papierscheine, die fast jeder in der Tasche trägt und denen man folgt.

Der freie Wille ist es, der diese kulturellen Objekte und Systeme gestaltet. Ein (mehr oder weniger intelligenter) Designer ist das. Oh welch böses Wort. Wir führen und verführen uns, meisst dorthin wohin wir sowieso wollen, manchmal dorthin wo wir hin müssen. Wir führen uns selbst an der Nase herum wie die Esel mit der Karotte. Schon die ältesten Kulturen tun dies, alle Rituale sind dazu da. Jene der Wissenschaft auch.

Und wie wir heute sehen können, kann sich der freie Wille sogar selbst abschaffen. Dann sind wir gefangen in unseren eigenen Machenschaften, ganz so als ob sie heilig gewesen wären, nur dass diesmal die Konservierung auf eine andere Weise vorgenommen wird, auf eine noch perfidere Weise.

Ihr könnt alle nicht gestalten. Und Gott ist auch tot. Vom intelligenten Design ganz zu schweigen. Ausserdem ist Fantasie nur Fantasie und das gibt es alles garnicht, man kann es wissenschaftlich nicht nachweisen.

Tipp: Stern.de - Hirnforschung: Freier Wille - eine Illusion?

Sonntag, 23. August 2009

Der Herr über Gut und Böse

Der Herr war der Anführer, seine Gefolgschaft richtete sich nach ihm. Wenn jemand etwas tat das ihm gefiel, dann nannte er diesen Gut. Tat jemand etwas, das ihm missfiel, nannte er ihn Böse. Der Herr bestimmte die Rangordnung, Gutpunkte waren der Lohn, Böspunkte die Strafe des Herrn.

Je besser die Situation war, desto mehr Gutpunkte konnte er verteilen, und desto mehr Gefolgschaft konnte er um sich scharen. Aber wenn die Situation schlecht wurde, verteilte er mehr Böspunkte, und wenn sie zu viele waren wurden jene aus der Gefolgschaft vertrieben, die am meissten Böse genannt waren.

Der Liebling des Herrn, sein bester Diener, er war ganz gut. Angepasst an die Wünsche des Herrn, befriedigte er ihn am meissten. Weil aber der Herr am allerwenigsten wollte dass einer neben ihm sich auch herrisch verhielt, war ihm der am besten der sich völlig unterordnete. Das ging so weit dass er die Äusserungen seines Herrn aufzeichnete und sich regelmässig wiederholte, um ihn besser zu kennen.

Als aber der Herr starb, und die Frage nach dem Nachfolger war, da nahm sein Liebling die Nachfolge an sich. Weil er aber selber so gar kein Anführer war, führte er den Weg seines Herrn fort. Im Namen des Herrn gab er alle Anweisungen, und aus seinem Buch las er sie. Und weil der alte Herr seine Sache gut gemacht hatte, war sein Nachfolger mit dem Buch auch so erfolgreich.

Bis sich die Umstände änderten, da wurde der Herr plötzlich blind für die Umstände.

Musiktipp: Rage Against the Machine - Killing in the Name

Donnerstag, 20. August 2009

Das Laster der Sparsamkeit

Sparen, sparen, sparen. Das war das Motto gewesen. Sparst Du in der Zeit, dann hast Du in der Not. Rudi war sehr sparsam, und er war sehr dafür belobt worden.

Jahre später, Rudi war schon alt, lange hatte er gearbeitet, viel hatte er gespart, nur wenig ausgegeben. Und allein war er geblieben, weil er sich so schämte dass die anderen so viel hatten und er so wenig. Und in letzer Zeit kam ihm auch die Arbeit sinnlos vor. Wozu noch, so fragte er sich immer öfter, er hatte doch schon für alles vorgesorgt.

Und dann fragte er sich: wofür habe ich so lange gespart? Es hätte eine Not kommen können, aber es kam keine. Es war alles umsonst! Und so begann er, ein großzügiges Leben zu führen, seine Ersparnisse auszugeben und zu geniessen, was er bekam.

Tipp: Spare alle Zeit, dann hast Du immer Not (Programmheft MOMO)

Dienstag, 18. August 2009

Geben um zu Nehmen

Erwin hatte von seinen Lehrern gesagt bekommen, Geben ist seeliger als Nehmen. Und so tat er dies auch, sobald er in der Lage war dies zu tun. Es gab auch Menschen, die das sehr gerne nahmen, was er gab, die ihn dafür lobten, und das gefiel Erwin.

Doch er wurde immer ärmer und ärmer dabei.

Eines Tages reichte es ihm. Er hatte fast nichts mehr, andere, denen er gegeben hatte, hatten es sich mit seinen Gaben gemütlich gemacht, und er war alleine übrig geblieben. Keiner wollte mehr etwas von ihm, denn er hatte ja auch nichts mehr.

So beschloss er, die alten Lehren wegzuwerfen und alles anders zu machen.

Geben um zu Nehmen, das war sein neues Motto. Seine Gaben verschenkte er nicht mehr, sondern er forderte einen angemessenen Preis dafür. Und weil er wusste dass seine Gaben bei manchen Menschen sehr gefragt waren, verlangte er einen hohen Preis. Nun wurde er zwar nicht mehr so gelobt, aber die Menschen wollten wieder etwas von ihm.

Und er wurde wieder reicher dabei.

Tipp: Geben ist seliger denn Nehmen (Volker Faust)

Montag, 17. August 2009

Die Hölle

Einst hatten die Menschen furchtbare Umstände erlebt. Sie hatten neue Länder erobert, neue Freiheit gewonnen, aber sie wussten noch nicht wie man damit umgeht, sie machten sich alles selber wieder kaputt.

In ihrer Not halfen sie sich selbst, erzählten sich Geschichten von den gelungenen und den misslungenen Situationen, von guten und bösen Taten. In besondere Gemeinschaftsräume kamen sie zusammen um dort Rituale auszuführen welche ihre emotionale Integrität wieder herstellen sollten. Und sie begannen Regeln aufzustellen und motivierten sie mit den Verlockungen des Himmels und die Furchtbarkeiten der Hölle.

In einer späteren Zeit, als die Menschen es geschafft hatten ihre Gemeinschaft zu stabilisieren und etablierte Mittel hatten um Recht und Ordnung aufrecht zu halten, gerieten die alten Erlebnisse zunehmend in Vergessenheit, die damaligen Umstände galten als schrecklich unzivilisiert. Die alten Regeln wurden als Einschränkungen erlebt, als Mittel der Unterdrückung. Man verlor den Glauben an sie.

Die Hölle, die gibt es nicht.

Lesetipp: J. Tausch - Sozialer Stress bei Säugetieren

Sonntag, 16. August 2009

Die Sängerin

Die Sängerin war noch jung und sehr talentiert, in den Proben schaffte sie es immer wieder, die Zuhörer mit ihrer Musik zu verzaubern. Eine grosse Karriere sagte man ihr immer wieder voraus.

Doch als sie bei ihrem Debut vor einem grossen Publikum singen sollte bekam sie solche Angst vor den Menschen, dass sie keinen Ton herausbrachte. Das Publikum begann sie auszubuhen, sie flüchtete.

Der Manager musste sie entlassen, sie hörte auf zu singen und arbetete statt dessen als Putzfrau. In den Zeitungskritiken war nur von einer grossen Blamage zu hören.

Erst als sich ein Journalist näher für die Geschichte zu interessieren begann, konnte er herausfinden wie sich die Menschen selbst um den Genuss eines grossartigen Erlebnisses gebracht hatten.

Tipp: Sozialpsychologie - Stress

Samstag, 15. August 2009

Die Fallensteller

Einst war das Land weitgehend unbesiedelt, es lebten viele Wildtiere dort, und nur wenige Fallensteller wagten sich in die Natur hinaus, um Tiere wegen ihres Fleisches und ihrer Felle zu jagen.

Sie erwarben grosse Fertigkeiten darin, wie sie Tiere anlocken konnten, in eine Situation wo die Tiere dann nicht mehr heraus kamen oder gleich zu Tode kamen. Aber das war ihr Geheimnis, die Kunden freuten sich nur über schöne Pelze und gutes Essen.

Als sich im Laufe der Zeit Landwirtschaft und Städte immer weiter ausbreiteten, wurden die Wildtiere vertrieben oder ausgerottet, und die Fallensteller suchten sich andere Einkunftsmöglichkeiten. Und sie fanden diese, in den Menschen, die sie anlockten durch Produkte mit grossen Versprechungen, und die sie dann in einer Situation zurückliessen aus der sie sich nicht mehr befreien konnten weil vertraglich gebunden oder ohne Zugriffsmöglichkeit auf die Fallensteller.

Aber das war ihr Geheimnis. Und jene Menschen, die ihnen in die Falle gegangen waren, schämten sich auch oft für ihre Fehler, sodass sie nur sehr schlecht eine Abwehr organisieren konnten.

Tipp: Zeit.de - Cross-Border-Leasing - Für dumm verkauft

Freitag, 14. August 2009

Lügenwelt

Es war einmal eine Welt, in der sagten alle Menschen, dass sie sie Wahrheit sagten. Werner sagte auch die Wahrheit. Aber immer wenn er mit anderen zusammen war, sagten die etwas, das ihn schlecht aussteigen liess. Also bemühte er sich mehr, um auch mithalten zu können. Aber es gelang nur sehr selten. Die anderen sagten ihm, was er besser machen könnte, aber wenn er es tat konnte er es nicht schaffen. Und wenn doch einmal etwas gelang, dann sagten die anderen dass das nicht richtig sei so wie er es machte, dass er es so machen müsste wie sie sagten. Das misslang ihm immer, und sie sagten ihm dass er einfach zu dumm sei. Und das war das erste Mal dass sie die Wahrheit sagten.

Musiktipp: Sinéad O'Connor - Troy (Pinkpop Festival 1988)

Donnerstag, 13. August 2009

Engagement vs. Wirklichkeit

Engagiert ging Hugo sein Studium an, fleissig lernte er, bekam gute Noten. Und so kam es dass er nach dem Studium als Assistent an der Universität blieb, um dort, weiterhin mit vollem Engagement, selbst Studenten zu unterrichten und eigene Forschungen zu betreiben.

Doch das anfängliche Engagement flaute langsam ab und schlug in Frustration um. Viele Studenten wollten garnicht so viel lernen, viele Forschungskollegen, mit deren Arbeiten er sich beschäftigte, waren anscheinend auch kaum an der Forschung interessiert, und seine eigene Situation war misslich, er wurde aufgerieben zwischen den Aufgaben der Lehre und dem Wettbewerb in der Forschung.

Und irgendwann wurde ihm klar, in Wirklichkeit ging es an dieser Universität um etwas ganz anderes als er geglaubt hatte. Die Rahmenbedingungen waren klar: man muss als Assistent eine möglichst grosse Anzahl an Forschungspapieren produzieren, und daneben gibt es noch eine Mindestanzahl an Stunden die man für Lehrveranstaltungen aufwenden musste.

Beides zusammen führte zwar nach Hugo's Meinung zur Vernachlässigung der Basis und zur Produktion überflüssiger Forschungspapiere, aber, er hätte unrecht getan gegen die vorgegebenen Rahmenbedingungen zu verstossen, also beteiligte er sich an diesem Spiel. Die Verantwortung dafür trugen andere, die waren zwar weit weg und achteten nur auf jene Zahlen die sie optimieren wollten, aber auch das zu ändern war nicht seine Aufgabe.

Ab jetzt arbeitete er nur noch für'n Hugo.

Tipp: Innere Kündigung: der Schuss ins eigene Knie

Mittwoch, 12. August 2009

Weltinneneinrichtung

Die Menschen hatten es sich schon gemütlich eingerichtet in ihrer eigenen Welt, ihr Gott liebte und beschützte sie, gab ihnen Hoffnung und versprach als Lohn künftige Reichtümer. Friedlich konnten sie so zusammen leben.

Doch als die Lebensumstände ungemütlicher wurden, Ernteausfälle und Krankheiten sie bedrohten, da konnten sie nicht mehr an dieser Gestaltung ihrer Welt festhalten, so schön sie auch gewesen war. Andere Dinge waren wichtiger, die Optimierung der Landwirtschaft, die Bekämpfung der Krankheiten.

Nur mühsam entledigten sie sich der alten Vorstellungen, aber das war notwendig um die Dinge erforschen zu können, um die Welt klarer erkennen zu können. Und so kamen sie zu einer Welle an neuen Einsichten, die ihnen zuvor nicht möglich gewesen waren, und die Erfolge gaben ihnen recht auf ihrem Weg.

Doch begannen sich auch Nebenwirkungen zu zeigen. Konkurrenzkämpfe in der Natur wurden entdeckt und hervorgehoben, manche wussten wohl den Ansporn der Menschen zum Wetteifern gegeneinander für sich zu nutzen, und weil die Geldgeber für die Forschungen auch etwas für ihr Geld haben wollten, kam es zu einer Tendenz dahin gehend dass Menschen unwichtig aber Produkte und Märkte wichtig gesehen wurden.

Und der ehemals bestehende Zusammenhalt der Menschen löste sich langsam, Generation für Generation, zunehmend auf, die Kosten für Sicherheit, Versicherung, finanzielle Absicherung, wurden immer höher. Die Verlierer begannen die neue Weltsicht zu hassen und wandten sich wieder dem alten Glauben zu, die Gewinner aber wollten unbedingt an der für sie so profitablen Weltsicht festhalten. Und so kam es zur Auseinandersetzung auf beiden Ebenen, sowohl der Weltanschauung als auch der Besitzverteilung.

Und Gott dachte sich: beim nächsten Mal muss ich mir etwas anderes einfallen lassen für die Inneneinrichtung der Welt. Es genügt nicht dass sie die Menschen zum friedlichen Zusammenleben führt, die Menschen müssen dabei auch nach draussen gehen und ihren Wissensbedarf decken können. Multifunktional müssen die neuen Formen werden...

Tipp: Wikipedia - Form follows Function

Sonntag, 9. August 2009

Die Letzten des Marktes

Einst war die grosse Zeit der Marktwirtschaft gewesen. Eine grosse und ständig steigende Flut an Produkten wurde angeboten, immer mehr Menschen konnten sich diese auch leisten, ein reges Treiben fand statt. Shopping Malls waren die grössten und meisst besuchten Häuser der Welt, und Länder die sich der freien Marktwirtschaft verschliessen wollten, wurden mit mehr oder weniger sanfter Gewalt gezwungen, teilzunehmen und ihre Reichtümer auch an andere zu verkaufen.

Doch irgendwann wendete sich die Zeit. Der Anfangsrausch klang ab, je mehr auch arme Menschen am Markt teilnahmen, desto gewöhnlicher wurde er, und je mehr unerfahrene Menschen teilnahmen, desto mehr nahmen Betrügereien und Sicherheitsmaßnahmen zu. Und die Menschen die sahen dass es mit dem Markt nicht mehr bergauf ging, begannen langsam, sich neu zu organisieren. Sie fanden sich in Gruppen zusammen, Freundeskreise, Netzwerke. Ihre Reichtümer tauschen sie nur noch untereinander, nur das Gewöhnliche handelten sie noch am Markt. Nicht jeder konnte mit dabei sein, nur jene die sie für würdig erachteten.

Die Menschen auf dem Markt aber wussten von all dem nichts. Sie merkten nur, dass es Berg ab ging, die Angebote weniger wurden, die Käufer weniger, die Verkäufer und Händler mussten viele Sonderangebote machen und konnten nur noch billige Waren verkaufen, ober abe luxuriös teure. Die Werbung aber nahm weiter zu, denn die letzten auf dem Markt waren jene die unbedingt öffentlich zeigen wollten was sie hatten, vor Leuten die sie nicht kannen und auch nicht näher kennen wollten.

Tipp: jetzt.de - Test: Zählst du zu den Lohas?

Samstag, 8. August 2009

Marktverirrung

Die Produktion lief gut. Die Werbung kam noch dazu, der Absatz wurde angekurbelt, die Produktion erhöht... Die Konsumenten kauften mehr, die Produkte wurden billiger, konnten immer mehr, es gab immer neue Entwicklungen und das Versprechen auf noch mehr.

In ihrem Rausch vergassen die Konsumenten fast auf ihre eigentlichen Bedürfnisse. Erst nach und nach merkten sie dass sie intensiv dafür arbeiteten Dinge zu produzieren die sie dann aber garnicht so dringend brauchten, während es ihnen anderswo mangelte. Je mehr dies bemerkten, je mehr sich umstellten, desto mehr Druck machte die Werbung um den Absatz aufrecht halten zu können.

Doch irgendwann war das Feuer aus. Der Absatz und die Produktion brachen ein und eine Krise aus. Arbeitskräfte wurden entlassen, die Unternehmen sahen negativ in die Zukunft. Eine Depression. In der folgenden Zeit wurden Nöte deutlich, aber auch die Einsicht dass man auch langsamer leben konnte. Die Menschen lernten wieder mehr ihre eigentlichen Bedürfnissen kennen, und die daraus entspringende Nachfrage setzte schliesslich wieder eine neue, mit neuem Sinn erfüllte Produktion in Gang.

Lesetipp: Positive Bilanz zur Verschrottungsprämie

Freitag, 7. August 2009

Der Menschen Schöpfergeist

Im Kopf der Menschen haust ein Geist, der selbsttätig die Welt aufgreift wie er sie vorfindet. Er schöpft aus den Erfahrungen der Menschen und sagt ihnen was er gefunden hat.

Doch er kann nicht alles sagen, sonst würde man ihm nicht glauben. Also sagt er erst das was die Menschen hören wollen. Manchen sagt er dass sie die Welt erobern werden, anderen dass sie von ihrem Leid erlöst werden.

Wenn aber die Menschen lange genug an ihn geglaubt haben und dabei von ihm profitiert haben, dann kann er ihnen mehr von seinen vielen Einsichten eröffnen. Etwa, dass sie nur auf einem kleinen Planeten im Universum leben, oder, dass ihr König nicht immer gut für sie sorgt und sie sich auch selbst organisieren müssen, oder dass sie - nicht anders als die Tiere um sie, die sie jetzt züchten, nützen und essen - dieselben Wurzeln in der Evolution des Lebens haben.

Sein grösstes Geheimnis verät er ihnen erst zuletzt: nämlich dass er nur aus dem schöpfen kann was die Menschen selbt erleben oder erlesen, und dass er ihnen nur das sagen kann was sie auch zu hören bereit sind. Er schöpft nicht die ganze Welt sondern nur aus dem Weg der Menschen, und er spricht nicht die letzte Wahrheit sondern nur was sie bei diesem Schritt am Weg annehmen. Er schöpft in jedem Menschen einzeln, so verschieden wie der Menschen Wege sind daher auch seine Äusseungen. Und je mehr Menschen sich zusammen finden um ihre Einsichten mitzuteilen, desto näher kommen sie dem, was der Traum vom Schöpfer der ganzen Welt versprochen hatte.

Musiktipp: Massive Attack - Safe From Harm

Donnerstag, 6. August 2009

Kinder der Erde

Als Gott auf dem Planeten Erde die Lebewesen schuf, nahm er dazu alle Elemente die er dort vorfinden konnte. Die Strukturen der Lebewesen schuf er aus den verschiedensten Bestandteilen der Erde, in den Pflanzen lies er Wasser zirkulieren so wie auf dem Planeten selbst, die Tiere lies er Luft atmen wie der Wind und ein Feuer brennen wie in der Savanne, so dass sie eine Nahrungskette bilden konnten. So waren alle mit allen verbunden und was die einen veränderten kam auch allen anderen zu. Deshalb haben wir hier auf unserem Raumschiff einen kleinen Teil der Erde mit uns gebracht, einen kleinen Teil aus dem wir werden, zu dem wir vergehen, und alles was wir verändern wird uns und unsere Nachfahren verbinden. Deshalb müssen wir mehr Veränderungen zum Guten als zum Schlechten machen, wenn wir unsere Reise bis zum Ziel schaffen wollen.

Tipp: Wikipedia - Biosphäre 2

Mittwoch, 5. August 2009

Echo der Anderen

Die Xionen waren ein Volk von Göttern. Sprach eines, "Ich habe Hunger", dann war es so. Antwortete eines, "Jetzt gibt es nichts", dann war es so. Sprach eines, "Du bist blöd!" und antwortete eines "Nein, Du bist blöd!" dann waren es zwei die sich stritten.

Doch Xion Bono hatte Pech. Noch bevor es selber etwas gesagt hatte, sagte ein anderes zu ihm, "Du bist stumm!", und so war es. Bono sage kein Wort mehr. Sagte dann ein anderes Xion zu ihm, "Du bist dumm" dann war es so. Sagte eins zu ihm, "Hier, iss auf", dann war es so. Auch wenn Bono keinen Hunger gehabt hätte, es hätte nichts sagen können, und so konnte es nicht wahr sein.

Und so kam es, dass Bono ein Leben führte, wie es die anderen wollten. Alle seine Schöpfungen waren nur ein Echo der anderen, weil es ja selber nicht sprechen konnte. Alle seine Taten waren von anderen gewollt oder nicht gewollt. Alle seine Gedanken waren die Gedanken anderer.

Musiktipp: Tokio Hotel - Schrei

Montag, 3. August 2009

Die Verbindung zu Gott

Es war schrecklich. Keiner wollte ihn, immer musste er irgend etwas tun oder lassen, immer musste er sich irgendwie verstellen, nur damit jemand mit ihm redete, damit er nicht angeschrien oder gar verstossen wurde.

Irgendwann hatte er sich damit abgefunden, und tat was notwendig war um bei den Menschen anzukommen. Und so wurde er braver Junge genannt, guter Schüler, fleissiger Mitarbeiter, etc. Er tat dies alles, damit ihn die Menschen akzeptierten.

Doch als er in die Situation kam, dass er selbst anderen Vorgaben machen hätte sollen, ohne dass er dazu die Anweisung von jemand anderem ausführte, da wusste er nicht weiter. Was wäre, wenn die Leute, denen er etwas anschaffen sollte, das garnicht von ihm wollten? Was wenn jemand Nein sagte oder etwas dagegen hatte? Musste er die dann auch annschreien?

Er stürzte in eine tiefe Krise. Von allen Menschen zog er sich zurück, es gab niemand für den er etwas tun musste, und niemand der etwas für ihn tun musste. Die Wohnung, in der er lebte, vernachlässigte er sehr. Erst mit der Zeit begann er, wieder für Ordnung zu sorgen, nachdem der Müll immer wieder zu stinken begonnen hatte, in der Küche kein Platz mehr zum Kochen war wegen all der ungewaschenen Sachen.

Und irgendwann wurde ihm klar, all diese Sachen, die er immer für jemanden getan hatte, Aufräumen, Müll rausbringen, es war nicht wegen jemand anders, sondern der Sache wegen. So wie alles, auch in der Schule, in der Arbeit, nur der Sache wegen war, und die Lehrer, Kollegen, Chefs waren auch nur der Sache wegen dort. Er hatte all das für niemand gemacht, oder nur für sich, oder für alles. Es gehörte einfach zum Leben, und niemandem, weder ihm noch anderen, gehörte die Sache. Es ging höchstens darum, wer was wann macht, und wie diese Entscheidung zustande kam. Und welches Theater die Menschen dazu miteinander spielten.

So hatte er also die Verbindung zu Gott gefunden, der über allen Menschen steht, der auch hinter das Theaterspiel und hinter die Kulissen blickt, der die Welt erkennt wie sie ist. Eine Erleuchtung. Und jetzt, da er das wusste, konnte er wieder zurück gehen und selber an dem Theater teilnehmen, an dem grossen Spiel das die Menschen spielten. Er würde unterscheiden können zwischen Theater und Menschlichkeit. Und er würde nicht mehr im Theater gefangen sein, er würde einfach heraustreten können und sagen, dieses Spiel führt uns nirgendwo mehr hin, spielen wir etwas anderes.

Tipp: Coldplay - Viva La Vida

Sonntag, 2. August 2009

Der astronomische Augenblick

Die Menschen hatten es geschafft: mit Teleskopen konnten sie das Universum sehen, mit Mathematik konnten sie es erfassen, und was sie sonst noch über die Physik wussten, machte ihnen klar wie das Universum aufgebaut sei.

Alles konnten sie feststellen, Alter und Ausdehnung des Universums, die Arten der Galaxien, Sterne und Planeten, die Vielzahl der Strahlungsarten und deren Ursachen, Entstehungsgeschichte und Zukunftsszenarien sowie deren Wahrscheinlichkeiten.

Es war ein astronomischer Augenblick!

Leider ging es von da an nur noch Berg ab mit dem astronomischen Wissen um alles, denn je besser die Möglichkeiten wurden um genauer hinzusehen, umso mehr Unstimmigkeiten fand man, und irgendwann gab man die alte Vorstellung vom Universum auf und konzentrierte sich statt dessen auf das, was man im Universum tun wollte und was man dazu brauchte.

Webtipp: astroinfo

Samstag, 1. August 2009

Selbsterkenntnis

Ehrgeizig und zielsstrebig war Anton sein Leben lang gewesen, er kannte nichts anderes als, sich für eine Sache einzusetzen und dran zu bleiben. Urlaub, Freiziet, damit konnte er nichts anfangen.

Doch irgendwann merkte er, dass etwas nicht stimmte. Er begann, Termine zu vergessen - das war ihm noch nie passiert. Er begann, wütend zu werden wenn sich jemand ungerecht zu ihm verhielt - das war ihm bisher egal gewesen. Er begann zu erkennen dass andere Menschen alles mögliche taten, nicht nur Ziele verfolgen - und das auch in der Arbeitszeit.

Irgendetwas hatte ihm immer gefehlt. So beendete er seinen Job und beschloss, keine Ziele mehr zu verfolgen. Er tat wonach ihm gerade war, legte sich auch tagsüber in's Bett, spazierte durch die Strassen, bemerkte dass er begann sich die Umgebung anzusehen, dass er begann Menschen zu beobachten, sich umzusehen was die Menschen so taten und redeten in dieser Zeit, er merkte dass es so etwas wie einen Zug gab dem er dabei folgte, das er sich aber nicht absichtlich gesetzt hatte.

Er begann sich in Kaffeehäuser zu setzen, Menschen und Gespräche um sich zu haben, Musik. Er begann, mit der linken Hand zu schreiben. Er begann über Themen zu lesen die er bisher nicht beachtet hatte, Psychologie, Beziehungen, die diversen Vorgänge in Politik und Wirtschaft, etc. Bei so manchem davon hätte er schreien können vor Wut, darüber dass sich die Menschen so aufführten. Und manchmal tat er das auch, wenn er alleine unterwegs war, in der Nacht.

Und irgendwann, als er weider einmal im Bett lag, bemerkte er wie er sich selber spürte, seinen Herzschlag, alles was in seinem Körper vorging. Da wurde ihm bewusst, dass er dabei war, in der Welt. Dass sein Körper auch ein Teil der Welt war, dass die Luft die er atmete dieselbe war die andere atmeten, dass das Wasser das er trank dasselbe war das im Kreislauf von den Wolken über die Flüsse und das Meer oder über das Grundwasser zirkulierte. Dass er auch Teil nahm an dem Austausch von Emotionen und Sprache im Umgang mit anderen, und dass es anderen wohl ebenso ergehen musste.

Das war also diese Selbsterkenntnis. So garnichts besonderes, ausser für ihn der sich vorher garnicht gespürt hatte, der vorher nur einen Sinn hatte für Zielsetzung und deren Erreichung, aber nicht für das was einfach so da ist.

Tipp: Wikipedia - Selbsterkenntnis