Mittwoch, 29. April 2009

Die Herrschaft der Mittel

Schon länger war es bei den Menschen üblich gewesen, dass sie Geld für die Verflüssigung ihres Tauschhandels eingesetzt hatten, und auch die möglichen Betrügereien mit Krediten waren ihnen schon bekannt und weitgehend unter Kontrolle. Durch das Vertrauen in die Möglichkeiten des Geldes wurde ihnen eine immer grössere Arbeitsteilung möglich, auch die Unternehmungen und Projekte konnten immer grösser werden und die Menschen konnten ihr Erfolgsstreben voll ausleben. In letzter Zeit konnten sie aber ein neues Phänomen beobachten: für immer mehr notwendige Unternhemungen fehlte Geld, während für andere scheinbar überflüssige Unternehmungen durchaus genug Geld vorhanden war.

Wie war das möglich?

Klar, arme Menschen gab es immer schon, die waren dann eben darauf angewiesen von anderen Menschen Hilfe in Anspruch zu nehmen oder sich in ein Lohnarbeitsverhältnis zu begeben. Wer knapp bei Kasse ist, muss sich sehr klare Prioritäten sezten, wofür er sein Geld ausgibt und wofür nicht. Aber wer setzt seine Prioritäten so, dass er es z.B. für Aktienspekulationen einsetzt, aber bei Essen und Wohnung spart und deshalb im Herbst, wenn es etwas abkühlt, sich schwer verkühlt und in's Krankenhaus eingeliefert werden muss?

Sehr blö... ähm, ungeschickt, diese Prioritäten.

Die Gesellschaft begann sich zunehmend zu spalten. Auf der einen Seite jene, welche über mehr Geld verfügten als sie für ihre momentanen Bedarfe benötigten, und auf der anderen Seite jene, bei denen es immer knapper wurde. Während die sogenannten Reichen ihr Geld vorzugsweise in Unternehmungen investierten welche möglichst schnell möglichst hohe Profite brachten, mussten die Armen ihre Ausgaben immer mehr beschränken auf das kurzfristig notwendige, während für höhere Ausgaben mit längerfristigem Wert, wie Ausbildung, Eigentumswohnung etc. kein Geld mehr übrig blieb.

Ein Wahnsinn!

In der Tat. Interessanter Weise bekamen die Reichen als erstes Probleme, denn dadurch dass bei den Produkten und Diensten welche schnellen Profit brachten eine Sättigung eingetreten war, während gleichzeitig die längerfristig wirtschaftenden Bereiche zurückgingen, konnten immer weniger nachhaltige Profite erwirtschaftet werden, und die Flucht in riskantere Unternehmungen brachte ein immer höheres Risiko und letztlich immer grössere Krisen mit sich. Und das brachte dann auch bei den Armen das Fass zum überlaufen, als sie sahen dass ihr Einsatz und ihre Opfer offensichtlich nutzlos vergeudet wurden.

Und was war jetzt wirklich die Ursache? Doch eine Verschwörung??

Durch die Krise und den Druck von unten begann man sich zunehmend Gedanken zu machen, wie es zu dem Schlamassel hatte kommen können, denn auch die Reichen, obwohl natürlich an der Vermehrung ihres Reichtums interessiert, waren unabsichtlich in eine sehr ungewollte Situation gereaten. Es war offensichtlich so, dass dadurch, dass das Geld eine so starke Bedeutung in der Koordination des Zusammenlebens gewonnen hatte, auch die Rolle der Banken und der Kreditvergabe zugenommen hatte. Und deren Situation im Wettbewerb um Kunden brachte sie dazu, möglichst hohe Zinsen anzubieten, was wiederum dazu führte dass vorzugsweise Unternehmungen mit kurzfristigem und hohem Profit finanziert wurden - bzw. andere notwendige Aufgaben vom Staat mittels einer hohen Verschuldung finanziert werden mussten, was aber aufgrund der Zinslast zunehmend zur Falle geworden war.

Also an der eigenen Dummheit gescheitert... typisch Mensch.

Das Gute an der eigenen Dummheit ist, wenn man sie als solche erkannt hat kann man etwas verändern um mit seinen eigenen Grenzen klarzukommen. Und so begann auch in der gespaltenen Gesellschaft ein Prozess der Bereinigung. Erst wurden alle Vorurteile aufgebracht, die Reichen der Ausbeutung beschuldigt, die Armen der Faulheit, das Geldsystem als gescheitert, und die Menschen als gierig. Nachdem man damit aber nicht weiter kam, musste man tiefer nachdenken, und so dämmerte ihnen schliesslich, was sie aber ohnehin schon immer wussten: sie sind selber Verantwortlich für ihre Taten. Wann immer sie sich auf die schnellen Profite konzentrierten würden, würden sie alles andere vernachlässigen und später den Preis dafür zahlen müssen. Also begannen sie mit der Umgestaltung des Geldsystems derart, dass nicht mehr der schnelle Profit das heimliche höchste Ziel im vermeintlich ziellosen Geldsystem war, sondern dass die Prioritäten ausdrücklich politisch festgesetzt wurden, in einer Weise dass sowohl Arme als auch Reiche beteiligt waren.

Musiktipp: Tasmin Archer - Sleeping Satellite

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