Donnerstag, 23. April 2009

Erfolg ist unerotisch

Wenn man sich die Literatur zur Wirtschaft so durchliest, speziell jene des Kapitalismus, der Aktien und der Börsen, könnte man meinen erfolgreiches Wirtschaft besteht darin, anderen möglichst viel wegzunehmen. Der Börsenspekulant zieht Geld aus dem Markt, der Aktienbesitzer pocht auf seinen Shareholder Value, will also für sein eingesetztes Geld möglichst viel Geld zurück, und der Sinn von Kapital ist sowieso, dass andere dafür arbeiten um seine Besitzer möglichst risikolos noch reicher zu machen.

"Geld arbeiten lassen"

In der Wirtschaft geht es um die Deckung menschlicher Bedarfe. Die Frage ist dann nur noch zu präzisieren: Wessen Bedarfe? Jene derer, die Geld besitzen, oder einfach alle Menschen einer Gesellschaft? Oder besteht eine kapitalistische Gesellschaft nur aus Menschen die Geld besitzen, während Menschen die kein Geld besitzen bzw. die auf Schulden sitzen aus der Gesellschaft ausgeschlossen sind?

Der "Rest"... Unmenschen.

Man könnte die Konzeption auch umdrehen, dahingehend dass Wirtschaft eine Dienstleistung erbringt. Die Aktiengesellschaft ermöglicht den Interessenten (Stakeholdern) ein Mitspracherecht (Stakeholder value), und die Aktien sind nur ein Mittel um diese Verbindung herzustellen. Das darf auch etwas kosten. Die Börsen sind dazu da, um den Handel mit Aktien abzuwickeln. Hohe Aktienpreise bedeuten nicht Spekulationsgewinn sondern hohe Kosten für ein Mitspracherecht, sind also ein Indiz einer Knappheit statt Anlass zu Jubelmeldungen. Und der Zweck des Kapitals ist es nicht, zu arbeiten, sondern eine Kostenkontrolle zu ermöglichen, den Fluss von Waren und Dienstleistungen zu koordinieren, zu erkennen wenn Betrügereien passieren, etc.

Aber das ist doch Gutmensch-Gefasel.

Ja, eh. Es wäre zwar für die Gesellschaft viel effizienter wenn wir uns nicht selber zerfleischen würden sondern uns so organisieren würden, dass wir unser Wohlergehen steigern würden. Aber, das funktioniert eben nur wenn wir das wollen. Wenn aber kein derartiges gemeinsames Ziel besteht, wenn unser gemeinsames Ziel darin besteht dass jeder versucht mehr zu bekommen als der jeweils andere, wenn daher alle anderen Gesellschaftsmitglieder Konkurrenten sind und man daher möglichst niemand sonst in seine Unternehmungen einbezieht ausser über die anonymisierende Schnittstelle von Geld und Zins, dann geht das nicht. Dann ist eine Gesellschaft innerlich zerrissen, als Ganzes gesehen sehr schwach.

Teile und Herrsche...

Und wer ist der Herrscher, in diesem Fall? Die bösen Amerikaner? Irgendwelche dunklen Weltverschwörer? Gar der Teufel selber? Oder liegt es einfach nur daran, dass es eine Entwicklungsleistung ist, andere in seine Unternehmungen mit einzubeziehen, und wenn diese ausbleibt, weil sie auch nicht notwendig erscheint, dann ist das eben so, und unsere weitere Entwicklung stagniert, sofern nicht von Aussen eine Herausforderung an uns herantritt, welche uns zu mehr anspornt. Weil wir zum Beispiel, beim Wettlauf gegen uns selbst, all unsere Ressourcen verbraucht haben und an Burn Out leiden.

Sehr unattraktiv eigentlich.

Stimmt, den Mädels wird das nicht mehr gefallen. Evolutionsmässtig gesehen kann die sexuelle Selektion die Qualität einer Gesellschaft von innen weiter erhöhen, dort wo das Überleben alleine keinen weiteren Antrieb mehr bringt. Wenn die Mädels genug haben von dem Unsinn, den die Männer so aufführen, besser gesagt, wenn das was die Männer aufführen sich selbst überholt hat, dann kann dieser Effekt wirksam werden. Wenn Mann Mädels nicht mehr mit neuen Dingen beeindrucken kann, weil sie von denen schon genug haben, kann Mann statt dessen etwas anderes nicht anonym käuflich zu erwerbendes bieten um einen Vorzug zu bekommen. Sinn für qualitätsvolle menschliche Interaktion, zum Beispiel. Mann muss nur drauf kommen und es auch zeigen, damit sie es sehen und wählen können. Ganz marktwirtschaftlich.

Bold Play, wer sich traut so etwas zu unternehmen.

Musiktipp: Pet Shop Boys - Love Etc.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen